Die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, würdigt den Verstorbenen mit folgenden Worten:
„Wir nehmen Abschied von einem außerordentlich engagierten Arzt, Berufspolitiker und Gewerkschafter, einem liebenswürdigen und humorvollen Menschen, dessen Lebensleistung nicht hoch genug zu würdigen ist. Für viele von uns wird er immer ein Vorbild bleiben. Schon als junger Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie am größten Bremer Krankenhaus hat er sich für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen eingesetzt und für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft. Dieses Engagement führte ihn zum Marburger Bund, wo er rasch Verantwortung in Führungspositionen übernahm. Unter seiner Ägide entwickelte sich der Verband zur unangefochtenen und bundesweit wahrnehmbaren Stimme der angestellten Ärztinnen und Ärzte.
Viele berufspolitischen Initiativen sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. Die unter seiner Federführung im Jahr 1971 entwickelten Leitsätze zur Reform der Krankenhäuser und ihres ärztlichen Dienstes und das darin zum Ausdruck kommende Teammodell waren ihrer Zeit weit voraus. Impuls- und Ideengeber war Karsten Vilmar auch bei der Formulierung wegweisender gesundheitspolitischer Grundsätze. Unter seinem Vorsitz erarbeitete der Marburger Bund im Jahr 1974 ein Programm zur Reform des Gesundheitswesens, das schon bald Grundlage für entsprechende Vorarbeiten in der verfassten Ärzteschaft wurde. So hatte Karsten Vilmar auch wesentlichen Anteil an dem erstmals beim 77. Deutschen Ärztetag 1974 in Berlin beschlossenen Gesundheits- und Sozialpolitischen Programm der deutschen Ärzteschaft.
Seine Geradlinigkeit, seine persönliche Integrität und sein allseits geachteter Sachverstand führten ihn schließlich an die Spitze der deutschen Ärzteschaft: Von 1978 bis 1999 war er Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages – länger als jeder Amtsinhaber davor und danach. Sein hartnäckiger Kampf gegen eine „starre Kostendämpfungspolitik“ zu Lasten der Patientinnen und Patienten wirkt bis heute nach.
Wir sind froh und dankbar, dass Karsten Vilmar unserem Verband immer tief verbunden war, auch lange nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Berufspolitik. Karsten Vilmar war einer von uns – mit Leib und Seele. Solange es ging, hat er als Ehrenvorsitzender an Hauptversammlungen und Vorstandssitzungen des Marburger Bundes teilgenommen und sich – unaufdringlich und stets an der Sache orientiert – in Diskussionen zu Wort gemeldet. Über seine Teilnahme an der 139. Hauptversammlung des Marburger Bundes und dem darauffolgenden Deutschen Ärztetag in seiner Heimatstadt Bremen vor zwei Jahren haben wir uns sehr gefreut.
Wir blicken mit großer Dankbarkeit auf seinen höchst engagierten Einsatz für ärztliche Belange und eine gute medizinische Versorgung in Deutschland. Der Marburger Bund wird Karsten Vilmar stets ein ehrendes Andenken bewahren.“
Karsten Vilmar war seit 1970 Mitglied im Bundesvorstand des Marburger Bundes; von 1975 bis 1979 stand er als 1. Vorsitzender an der Spitze des Bundesverbandes. Von 1970 bis 1996 war er 1. Vorsitzender des MB-Landesverbandes Bremen. Von 1978 bis 1999 prägte er als Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages maßgeblich die gesundheitspolitische Debatte in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1979 war er Ehrenvorsitzender des Marburger Bundes, seit 1999 Ehrenpräsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages.
Aus Anlass der 75-Jahr-Feier des Marburger Bundes haben wir im Mai 2022 ein Zeitzeugen-Interview mit Prof. Dr. Karsten Vilmar geführt. Den Wortlaut des Interviews finden Sie auf unserer Website: https://www.marburger-bund.de/75-jahre-marburger-bund-karsten-vilmar.
Marburger Bund trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Karsten Vilmar
Pressemitteilung
Prägende Gestalt der deutschen Ärzteschaft
02.November
2024
Ehrenvorsitzender Prof. Dr. Karsten Vilmar (†)