Eine rasche Rückverlagerung von Produktionsstandorten nach Europa hält Johna jedoch nicht für realistisch. „Deshalb müssen wir uns zunächst durch Ausweitung der Vorratshaltung unabhängiger machen. Die gesetzliche Regelung, die die Bevorratung des Bedarfs von zwei Wochen bei vollversorgenden Arzneimittelgroßhandlungen vorschreibt, reicht nicht aus. Zur sicheren Patientenversorgung gehören sichere Medikamente, die verlässlich verfügbar sind.“
„Die Verlagerung der Produktion von Medikamenten und ihrer Rohstoffe ist mittlerweile so ausgeprägt, dass bei Herstellungsproblemen oder Havarien von Firmen in Ländern des globalen Südens gar keine Produktionsalternativen mehr in Europa vorhanden sind“, erklärte Johna. „Die Folgen sind nicht mehr tragbar: Immer häufiger haben Ärztinnen und Ärzte bei Medikamenten des täglichen Bedarfs Lieferengpässe oder -ausfälle zu beklagen, seien es Antibiotika, Heparine oder sogar Ibuprofen als Fiebersaft für Kinder, aber auch bei Medikamenten zur Notfallbehandlung. Das gefährdet zunehmend eine sichere Patientenversorgung.“
Johna wies auch darauf hin, dass vielfach unzureichende Produktionsbedingungen in Ländern des globalen Südens die Patientensicherheit weltweit gefährden können, darunter auch in Deutschland. „Es reicht nicht, wenn die Krankenkassen Einkaufsverträge zu günstigen Konditionen abschließen, die aber die Qualität der Produktion unzureichend berücksichtigen. Dass auch die Produkte nicht immer einwandfrei sind, zeigt das Beispiel von gesundheitsschädlichen Substanzen wie Nitrosaminen in manchen Blutdrucksenkern.“