• VKA - TV - Zur Sache von Rudolf Henke in MBZ 7 / 2019

    Beste Grüße aus Münster

    Von Rudolf Henke*

    So viel Bewegung war lange nicht mehr. Wir im Marburger Bund haben in den vergangenen Wochen unserem Motto „mehr bewegen“ alle Ehre gemacht. Wir haben gezeigt, welche Stärke wir gewinnen können, wenn wir uns auf den Weg machen, um für unsere Forderungen zu kämpfen. Und wir haben wieder erfahren, welche Kraft aus der Gemeinsamkeit der Solidarität untereinei­nan­der entstehen kann.

    Mehr als 12.000 unserer Mitglieder aus den kommunalen Krankenhäusern haben sich landauf, landab an den Warnstreiks und anderen Aktionen des Marburger Bundes beteiligt. Die Römerberg-Kundgebung am 10. April mit rund 5.500 Ärztinnen und Ärzten, zu denen ich sprechen durfte, gehört für viele von uns zu den he­rausragendsten Erlebnissen unserer Zeit im Marburger Bund. Den Teilnehmern dort und auf den vielen anderen großen und kleinen Kundgebungen gilt mein großer Dank: Ihr habt unsere fast schon endgültig scheiternden Verhandlungen gedreht!

    Alle Wünsche gehen nie in Erfüllung, aber wir haben viel erreicht: Der Einstieg in eine bessere Arbeitszeitgestaltung ist geschafft. Unsere Dienstpläne erhalten mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Die Dienstbelastung wird durch neue Grenzen reduziert. Ausnahmen davon kosten den Arbeitgeber zusätzliches Geld. Durch die Zeitenwende bei der Arbeitszeiterfassung sind die Arbeitgeber gezwungen, die gesamte Anwesenheit der Ärztinnen und Ärzte zu dokumentieren, wobei die gesamte Anwesenheitszeit als Arbeitszeit gilt. Wie vor wenigen Tagen der Europäische Gerichtshof, sagt auch unser Tarifvertrag mit der VKA: Für die Feststellung, ob Höchstgrenzen und Ruhezeiten eingehalten worden sind, ist die objektive und verlässliche Bestimmung der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit unerlässlich. Wir beweisen mit unserer Tarifvereinbarung, dass es keine Frage der Bürokratie ist, die Arbeitszeit zu erfassen, sondern eine schiere Notwendigkeit, um Arbeitszeit-Exzesse zu unterbinden.
    In dem Sitzungsmarathon von Bundesvorstand, Großer Tarifkommission und Hauptversammlung vom Wochenende in Münster ist deutlich geworden: Wir stimmen dem jetzt Erreichten mit gutem Gefühl zu, aber wir dürfen in unserer Entschlossenheit nicht nachlassen. Der Marburger Bund braucht seine Mitglieder wie in den Warnstreiks auch jetzt, wenn es um die Umsetzung und das Monitoring des Tarifvertrags geht. Wir wollen ein Tarifregister aufbauen, mit dem wir den Fortschritt in der Umsetzung des Tarifvertrags für jedes VKA-Haus dokumentieren. Bitte helfen Sie uns dabei mit der gleichen Solidarität wie vor dem Tarifabschluss!
    Auf unserer Hauptversammlung haben wir uns intensiv mit dem Thema Arztwohl gleich Patientenwohl befasst. Für die Vorbereitung und ihre Vorträge danke ich Sabine Ermer und Melanie Rubenbauer! Aus unseren Mitgliederbefragungen wissen wir, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen von Ärztinnen und Ärzten ein großes Problem sind. Wir sind froh, dass sich nun auch der Deutsche Ärztetag mit diesem Thema befasst.

    Auf dem Ärztetag werden wir auch unsere Erwartungen an das eLogbuch für die ärztliche Weiterbildung formulieren. Für Zehntausende junger Ärztinnen und Ärzte in der Zeit ihrer Weiterbildung ist die elektronische Unterstützung, die sie von den Ärztekammern für ihre fachliche Spezialisierung erhalten, essenziell. Ich gebe zu, dass der Marburger Bund hier besonders ungeduldig ist. Denn wir wissen: Wenn das eLogbuch während der Weiterbildung eine starke Realität wird, dann entsteht damit die Chance, die Unterstützungsprozesse der Kammern für die Ärztinnen und Ärzte in der Phase ihrer Weiterbildung ganz neu aufzustellen. Damit entsteht auch mehr Verbindlichkeit der Kammern gegenüber ihren jüngsten Kolleginnen und Kollegen.
    Natürlich wird es dem 122. Deutschen Ärztetag auch an gesundheitspolitischen Themen nicht fehlen: Da geht es um die digitalen Elemente in der gesundheitlichen Versorgung, um Transparenz und Ehrlichkeit der Bezeichnung von Qualifikationen in der Psychotherapie, um die Stärkung des Impfens, um den Einsatz für mehr Organspenden. Beim im Übrigen erfreulichen MDK-Reformgesetz werden wir die Eigenständigkeit des der Rentenversicherung zugehörigen Sozialmedizinischen Dienstes der Knappschaft-Bahn-See verteidigen.

    Und dann stehen da auch noch Wahlen an: Wie auf unserer Hauptversammlung, so werbe ich auch hier für die Wahl der bisherigen Vizepräsidentin der Bundesärztekammer Dr. Martina Wenker zur neuen Präsidentin der Bundesärztekammer in Nachfolge von Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery. Martina Wenker verfügt über große integrative Kraft und breitgefächerten Sachverstand. In ihren Ämtern auf Landes- und Bundesebene, insbesondere auch als Vorsitzende der Akademie der Gebietsärzte der Bundesärztekammer, hat sie ihre integrativen Fähigkeiten als ausgewiesene Team­playerin eindrucksvoll unter Beweis gestellt!

    *Zum Autor: Rudolf Henke ist 1 . Vorsitzender des Marburger Bundes