- Kandidatin für die Kammerwahl 2023
- Mitglied des Netzwerks Junge Ärztinnen und Ärzte
Warum haben Sie diesen Beruf ergriffen?
Es gab für mich nie einen anderen Berufswunsch. Schon als Fünfjährige wollte ich Notärztin und Knochendoc werden. Ich fand kaputte und blutende Knochen und das „Wieder-Ganz-Machen“ schon immer absolut faszinierend.
Hat sich Ihre Vorstellung vom Arzt-Beruf erfüllt?
Absolut. Mein derzeitiger Job als Unfallchirurgin in einem überregionalen Traumazentrum und Maximalversorger entspricht ziemlich genau meinen Vorstellungen. Natürlich ist es im wahren Leben noch stressiger und dieser ganze bürokratische Papierkram übersteigt jegliche Vorstellungskraft, aber alles in allem liebe ich meinen Beruf.
Ihr Aha-Erlebnis als Ärztin?
Jeden Tag kommt durch die Tür der Notaufnahme etwas, das ich so noch nicht gesehen habe. Und gerade diese tägliche Individualität macht diesen Job so faszinierend.
Was muss sich für Ärztinnen und Ärzte dringend ändern?
Meine unerbittliche positive Energie für diesen Beruf haben anfänglich viele junge Kolleginnen und Kollegen, können sie aber durch zu viele Dienste, viel zu viel Papierkram und Regularien, eine zu hohe Arbeitsintensität und zu wenig privaten Ausgleich nicht halten. Das müssen wir ändern! Wir brauchen Ärztinnen und Ärzte, die durch eine ausgeglichene Work-Life-Balance fit und voller Engagement ihren Beruf ausüben können und wollen.
Was haben Sie am Ende Ihres letzten Nachtdienstes gedacht?
Als junge Chirurgin geht man aus solchen Diensten immer mit den Fragen: Habe ich an alles gedacht? Ist das gut genug operiert? Die Verantwortung, die wir Ärztinnen und Ärzte tagtäglich tragen und was das mit einem macht, ist manchmal nur schwer in Worte zu fassen. Dementsprechende nicht lange darüber nachdenken und die wichtigste Frage nach so einem Dienstwochenende beantworten: Wo kriege ich jetzt einen guten Kaffee her!?
Warum engagieren Sie sich im MB?
Ich gehöre einer Generation an, die verstanden hat, dass das Leben zu kurz ist um es nur mit Arbeiten zu verbringen. Andererseits leben wir zum Glück in einer Zeit, in der uns die Welt offensteht und wir unseren Traumberuf wählen können. Warum kann man diese beiden Ansätze nicht kombinieren? Dementsprechend setzte ich mich für bessere Arbeitsbedingungen in Form von besseren Personalschlüsseln, weniger Diensten, besseres Ressourcen-Management für nicht zwingend ärztliche Tätigkeiten, bessere Ausbildungsbedingungen und mehr Frauen in den chirurgischen Fächern ein.
Über was haben Sie als letztes während Ihrer Arbeitszeit schmunzeln müssen?
Über diesen kleinen Jungen, der nachmittags mit einem gebrochenen Unterarm in die Notaufnahme kam und mir sagte, dass er wohl kein Talent zum Schlittschuhfahren habe.