Klimaschutz ist Gesundheitsschutz – können Sie das genauer erläutern?
NK: Diese Devise gilt in doppelter Hinsicht. Zum einen birgt die Klimakrise enorme Gesundheitsrisiken. Extreme Hitzeereignisse führen bereits heute zu vermehrten Todesfällen, Infektionskrankheiten aus südlicheren Gegenden (z. B. West-Nil-Virus) breiten sich in Richtung Norden aus und es kommt zu einer größeren Wasser- und Nahrungsmittelunsicherheit. Zum anderen ist der Gesundheitssektor selbst für ca. 5 % der CO2-Emissionen verantwortlich. Gerade bei den Krankenhäusern, die zu den größten Verursachern gehören, gibt es viel Einsparpotenzial.
Wo sehen Sie persönlich gute Ansatzpunkte für ein nachhaltigeres Gesundheitswesen?
NK: Krankenhäuser sind oftmals allein durch ihr Alter in schlechtem baulichen Zustand. Die energetische Sanierung der Gebäude sowie die Verwendung erneuerbarer Energien sollten dringend angegangen werden. Ein weiterer – schnell umsetzbarer – Punkt wäre die Ausgabe weniger tierischer Lebensmittel in den Kantinen. Ein Orientierungspunkt hierfür könnte die sogenannte "Planetary Health Diet" sein, die eine für den Menschen ausgewogene und gesunde Ernährung mit einer für die Umwelt möglichst rücksichtvollen Erzeugung der Lebensmittel kombiniert.
Kennen Sie konkrete Beispiele, wo Klimaschutz im Gesundheitswesen gelebt wird?
NK: Viele im Gesundheitswesen tätige Menschen engagieren sich ehrenamtlich für ein nachhaltigeres Gesundheitswesen, z.B. bei "Health for Future". Ein weiteres Beispiel ist das Projekt "KLIK Green", das Klimamanager:innen für Kliniken ausbildet. Und ein ganz konkretes Anwendungsbeispiel wäre die Vermeidung des Anästhetikums Desfluran, falls medizinisch möglich und vertretbar, da es unter den Narkosegasen mit Abstand die stärkste Klimawirkung hat. Es gibt also vielfältige Möglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte, aktiv Verantwortung zu übernehmen.