Junge Ärztinnen und Ärzte wünschen sich ausreichend Zeit für ihre Weiterbildung zum Facharzt bzw. zur Fachärztin, mehr Strukturierung und eine bessere Möglichkeit zur Rotation. Das Umfrage-Ergebnis macht jedoch deutlich, dass die Qualität der Weiterbildung unter den gravierenden Personalengpässen in vielen Kliniken leidet. 84 Prozent der befragten Mitglieder nennen Personalmangel an erster Stelle bei den Rahmenbedingungen, die einer guten Weitbildung im Wege stehen. An zweiter Stelle stehen starre Einsatz- und Rotationspläne (38 Prozent) und an dritter Stelle unzureichende Kinderbetreuung (19 Prozent).
Seit der letzten vergleichbaren Umfrage im Jahr 2014 hat sich wenig zum Besseren verändert: Nach überwiegender Einschätzung der Befragten werden nach wie vor die geforderten Weiterbildungsinhalte während der alltäglichen klinischen Arbeit nicht ausreichend vermittelt. Die Ökonomisierung der Medizin wurde dabei häufig als Faktor genannt, der Zeit für Weiterbildung raubt. Einer der Befragten schreibt: „Im Arbeitsalltag ist keine Zeit für Weiterbildung eingeplant, der Geschäftsführung ist die Gewinnmaximierung wichtiger als Weiterbildung.“
Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin des MB-Landesverbandes Hamburg, bestätigt diese Entwicklung: „In der Rechtsberatung berichten uns Mitglieder häufig davon, dass die Weiterbildung ins Abseits gerät, weil Kliniken dafür zu wenig Ressourcen zur Verfügung stellen.“ Dass Rotationen für Weiterbildung einfach wegfallen, sei in zahlreichen Kliniken trauriger Alltag. Es fehle an Zeit für Anleitung und regelmäßiges Feedback. „Betroffene Ärztinnen und Ärzte müssen das jedoch nicht hinnehmen“, betont von der Heyde. „Sie können sich an uns wenden – wir setzen uns für ihre Rechte während der Facharztweiterbildung ein.“
„Das Gesundheitswesen braucht gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte für eine zukunftsfähige und hochwertige Patientenversorgung“, sagt Dr. Pedram Emami, 1. Vorsitzende des MB-Landesverbandes Hamburg und Präsident der Hamburger Ärztekammer. Eine gelebte Weiterbildungskultur und verlässliche Rahmenbedingungen seien dafür entscheidend. „Wir werden nicht tolerieren, dass manche Einrichtungen ihre Pflichten gegenüber den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung einfach ignorieren. Deshalb hat das Thema – auch innerhalb der Hamburg Ärztekammer – absolute Priorität.“
Die MB-Umfrage macht auch deutlich, dass der Trend zur Anstellung in ambulanten Einrichtungen (z.B. in Medizinischen Versorgungszentren) kein vorübergehendes Phänomen ist. 41 Prozent der Befragten wollen nach ihrer Facharztprüfung in den ambulanten Bereich wechseln. Im Krankenhaus bleiben wollen gut die Hälfte (51 Prozent).