„Sie als angehende Ärztinnen und Ärzte haben spezifische Interessen während Ihres Studiums, die wir als Verband unterstützen wollen. Wichtig ist aber, dass Sie selbst diese Interessen gemeinsam mit uns formulieren und definieren. Sie nehmen außerdem Ihre zukünftigen Tätigkeiten auch aus einer anderen Perspektive wahr. Diese Sicht kann für bereits Berufstätige hilfreich sein“, sagte Dr. Pedram Emami, 1. Vorsitzender des MB Hamburg, in seiner Begrüßung an die Studierenden. Gleichzeitig betonte er, dass man oft einen langen Atem brauche, um berufspolitische Veränderungen zu realisieren.
Pauline Graichen und Andrej Weissenberger berichteten von ihrem Engagement im studentischen Sprecherrat. „Mit dem starken Verband im Hintergrund können wir uns effektiver für die politischen Themen einsetzen, die für uns wichtig sind“, sagte Graichen. „Wenn es den angestellten Ärztinnen und Ärzten gut geht, geht es auch den Medizinstudierenden gut“ ergänzte Weissenberger. „Denn wir sind von der Lehre betroffen, die maßgeblich vom Arbeitsklima in den Krankenhäusern beeinflusst wird. Wenn sich der Marburger Bund dort für Verbesserungen einsetzt, profitieren wir alle davon.“
Dr. Kathrin Schawjinski und Dr. Kathrin Zimmermann, beide Vorstandsmitglieder des MB Hamburg, erzählten von ihren Erfahrungen im MB. „Ich wollte immer Ärztin werden und Menschen helfen. Doch die Realität in Bezug auf die Arbeitsbedingungen war ernüchternd“, sagt Dr. Schawjinski. „Um daran etwas zu ändern, habe ich mich dem MB angeschlossen. Denn wir möchten unseren Beruf noch die nächsten 30 Jahre machen.“ Zimmermann berichtete von ihrer ersten Tarifverhandlung als junge Ärztin und wie sie sich dort beispielsweise für die Anrechnung von Überstunden stark machen konnte.
Impulse von Medizinstudierenden
Weitere wertvolle Impulse zu den Themen Lebensstilmedizin, Planetary Health und Vergütung im PJ kamen von den studentischen MB-Mitgliedern Katharina Moll, Hanna In und Emre Çinkaya. „Nicht übertragbare Krankheiten belasten zunehmend das Gesundheitssystem. Die Ernährungsmedizin kann darauf einen direkten Einfluss haben“, betonte Moll und forderte ein stärkeres Bewusstsein für Lebensstilmedizin im Gesundheitssystem. In plädierte dafür, Gesundheit und Klimaschutz nicht länger unabhängig voneinander zu betrachten. „Es ist wichtig, ein gesamtgesellschaftliches Umdenken zu bewegen. Als Ärztinnen und Ärzte genießen wir großes Vertrauen. Dieses Potenzial sollten wir stärker nutzen.“
Çinkaya wies darauf hin, dass es in Hamburg – im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern – keine Aufwandentschädigung im PJ gäbe. „Viele Medizinstudierende müssen zusätzlich zur Vollzeit-Tätigkeit im PJ nebenbei jobben, um ihren Unterhalt zu finanzieren“, sagte er. „Manche gehen direkt vom Nachtdienst morgens ins PJ. Das ist erschreckend und kann nicht im Sinne einer guten Patientenversorgung sein.“ Auch die Fehltage-Regelung im PJ wurde deutlich kritisiert, da sie beispielsweise dazu verleite, symptomatisch bzw. erkrankt die PJ-Dienste anzutreten.
Es folgte eine lebendige Diskussion zwischen allen Teilnehmenden, die deutlich machte, dass die Medizinstudierenden sich nicht mit dem Status Quo im Medizinstudium und im Gesundheitswesen arrangieren, sondern klare Positionen vertreten und etwas verändern wollen. Der MB Hamburg wird weitere MB4U-Treffen im Laufe des Jahres veranstalten und lädt dazu ein, sich aktiv im Verband einzubringen.