Der Besuch in einer Klinik oder Praxis stellt für Taube Menschen oft eine große Herausforderung dar. Und auch Ärztinnen und Ärzte sind häufig nur wenig vertraut mit der Kultur und dem Umgang mit Tauben Menschen. Berührungsängste oder Missverständnisse können Behandlungen behindern oder sogar zu Gesundheitsrisiken führen. Drei Studentinnen des Bachelorstudiengangs Gebärdensprachdolmetschen an der Universität Hamburg haben es sich zur Aufgabe gemacht, im Rahmen ihres Forschungsprojekts „TiZNA - Taub-inklusive Zentrale Notaufnahme“ zu mehr Barrierefreiheit und besseren Teilhabechancen im Krankenhausalltag Tauber Menschen beizutragen und fanden in der Teddyklinik einen Kooperationspartner.
Nach ihrer Ankunft setzen sich die 15 Kinder der Elbschule mit ihren Kuscheltieren in kleinen Gruppen an die vorbereiteten Tische der Teddyklinik. Fünf Teddyärztinnen und -ärzte in weißen Kitteln untersuchen gemeinsam mit den Kindern die tierischen Patienten, verordnen Medikamente, verbinden Wunden und verabreichen die notwendigen Impfungen. Für eine optimale Kommunikation beim Klinikbesuch sorgen sowohl hörende als auch taube Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher. Das Zusammenspiel erfordert von allen Seiten viel Aufmerksamkeit, Geduld und Offenheit. Routinierte Fragen wie „Hörst du noch den Herzschlag?“ formulieren die Medizinstudierenden beispielsweise treffender mit „Spürst du noch den Herzschlag?“.
Zum Highlight des Klinikbesuchs versammeln sich alle Kinder im „OP-Saal“, wo die Plüschpuppe Sigi wegen anhaltender Bauchschmerzen unters Messer muss. Während der OP zeigt Teddyärztin Lara den Kindern die unterschiedlichen inneren Organe und informiert über deren Funktionen. Dann entdeckt sie den Übeltäter: Ein Eisstäbchen, das Sigi versehentlich mit runtergeschluckt hat. Bevor sich die Kinder auf den Rückweg machen, erhalten sie noch das vom MB Hamburg gesponserte Pixibuch „Ich hab eine Freundin, die ist Notärztin“ als Erinnerung an ihren Ausflug in die Teddyklinik.
Alle Beteiligten sind sich einig: Diese Kooperation war ein voller Erfolg und ruft nach einer Wiederholung. Gleichzeitig wird deutlich, dass es noch ein weiter Weg bis zur inklusiven Medizin ist. Mit ihrem Engagement, dem Austausch auf Augenhöhe und ihrer Lernbereitschaft zeigen die Studierenden der Universität Hamburg, wie es gelingen kann.