Angesichts der schwierigen Personalsituation in den Krankenhäusern sind Medizinstudierende im PJ überall dort im Einsatz, wo sie gerade in der Versorgung gebraucht werden. Mehr als die Hälfte der Medizinstudierenden im Praktischen Jahr verbringt 40 bis 50 Stunden pro Woche in der Klinik, auch Dienste in der Nacht und an Wochenenden sind im letzten Abschnitt des Medizinstudiums keine Seltenheit. Das hat das PJ-Barometer 2023 des Marburger Bundes unter rund 1.700 PJ-Studierenden und jungen Ärztinnen und Ärzten ergeben.
„Die Lehrkrankenhäuser und Unikliniken sind eigentlich zu einer guten praktischen Ausbildung gesetzlich verpflichtet. Wir erwarten, dass sie diesen Auftrag erfüllen und Studierende im Praktischen Jahr nicht wie billige Hilfskräfte behandeln“, fordert Pauline Graichen, Vorsitzende des Sprecherrates der Medizinstudierenden im Marburger Bund. „Es geht im PJ um die Vertiefung der im Studium erworbenen ärztlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten und nicht darum, uns als Lückenbüßer zu missbrauchen.“
„Die Medizinstudierenden sind im Praktischen Jahr in Vollzeit in das medizinische Versorgungssystem eingebunden. Wir fordern, dass unsere Mitarbeit mit einer angemessenen Aufwandsentschädigung gewertschätzt wird“, sagt Hanna In, Studierendenvertreterin des MB Hamburg. „Darüber hinaus wünschen wir uns bundeseinheitliche Standards für die Lehre im PJ. Schließlich soll uns dieses Jahr auf unsere praktische Tätigkeit als Ärztinnen und Ärzte vorbereiten.“
Das PJ-Barometer 2023 zeigt, dass in vielen Lehreinrichtungen enormer Verbesserungsbedarf besteht: Viele PJ-Studierende werden nicht zu ausbildungsentsprechenden Tätigkeiten herangezogen, sondern als zusätzliche Arbeitskräfte für nicht primär ärztliche Aufgaben eingesetzt. Sie erhalten keine oder nur eine geringfügige Aufwandsentschädigung. Ein Großteil von ihnen ist auf finanzielle Unterstützung der Familie angewiesen und rund ein Drittel muss neben dem Vollzeiteinsatz in der Klinik noch einem Nebenjob nachgehen.
Auf Initiative u.a. der Medizinstudierenden im Marburger Bund in Zusammenarbeit mit der bvmd hat bereits der 127. Deutsche Ärztetag beschlossen, die Reform des Medizinstudiums zügig voranzubringen. In diesem Kontext muss endlich auch eine Regelung zu den Krankheitstagen im PJ erfolgen. Die aktuelle Regelung in der Approbationsordnung sieht lediglich 30 Fehltage vor, sodass krankheitsbedingte Fehlzeiten keine Berücksichtigung finden. Im Sinne der Sicherheit von Patientinnen und Patienten, der Gesundheit der Medizinstudierenden und der Ausbildungsqualität müssen Krankheitstage von der Fehlzeitenregelung ausgenommen werden. Wer krank ist, muss zu Hause bleiben können, ohne dass dafür Fehltage verloren gehen.
Die bvmd hat die Forderungen für ein #fairesPJ auf der Website www.rettedeinpj.de zusammengefasst und eine Online-Petition gestartet, welche bei Erreichung von 100.000 Unterschriften an das Bundesministerium für Gesundheit und den Medizinischen Fakultäten übergeben wird. Der Marburger Bund unterstützt diese Petition.