• Für andere da sein, kommunizieren, beraten und vermitteln

    Betriebsratswahlen
    10.März 2022
    Hamburg
    Seit vielen Jahren setzt sich Anästhesist, Intensiv- und Notfallmediziner Dr. Hans-Christoph Kühnau für die Arbeitnehmer an der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg als Betriebsratsvorsitzender ein. Im MBZ-Interview (Ausgabe 03/2022) berichtet Kühnau, der auch Mitglied in der Kleinen Tarifkommission des Marburger Bundes ist, über die Betriebsratsarbeit.

    Herr Dr. Kühnau, Betriebsratswahlen stehen an. Werden Sie wieder kandidieren?

    Dr. Hans-Christoph Kühnau: Ja, ich werde erneut für die „Offene Liste AK St. Georg/Marburger Bund“ kandidieren. In einem Krankenhaus arbeiten viele Menschen. Sie sind international. Sie haben unterschiedliche Berufe, Wünsche und Lebensentwürfe. So bildeten wir in 2003 eine offene Liste in Zusammenarbeit mit dem Marburger Bund. Sie sollte die gesamte, bunte Vielfalt aller im Krankenhaus Beschäftigten abbilden. Denn der Betriebsrat ist die gewählte Interessenvertretung aller Mitarbeitenden im Betrieb.

    Was motiviert Sie zu Ihrer Arbeit im Betriebsrat?

    Kühnau: Es ist dieselbe Motivation, die einen auch zum Arztsein motiviert: anderen Menschen helfen zu können. Ein Dauerthema ist beispielsweise, Dienstplangerechtigkeit zu schaffen. In Ungerechtigkeiten steckt der Keim für Unzufriedenheit, Ärger, Frustration und Spaltung. Dabei herrschen oftmals in unterschiedlichen Abteilungen die gleichen Probleme, ohne dass untereinander darüber gesprochen wird. Hier gilt es als Weberschiffchen tätig zu werden und Verbindungen zu schaffen, denn: Gemeinsam sind wir stark!

    Warum ist der Betriebsrat wichtig?

    Kühnau: Der Betriebsrat ist vor allem Interessenvertretung und er ist für alle da. Gerade dieses Da-Sein ist nicht zu unterschätzen: Oft betreiben wir die Primärintervention, wenn eine Kollegin, ein Kollege verzweifelt, manchmal sogar weinend vor einem sitzt, weil sie/er angeschrien oder sonstwie ungerecht behandelt wurde. Das gilt es zunächst aufzufangen und Perspektiven zu schaffen.

    Genauso wichtig und zeitintensiv ist die Beratungsleistung: etwa bei Fragen zum Tarifvertrag, zur Teilzeit oder generell zu den Arbeitsbedingungen vor Ort. So tauchen auch immer wieder bestimmte Ideen der Arbeitgeber auf, bei denen ich aufgrund meiner jahrzehntelangen Erfahrung sagen kann: Das hat schon vor fünf Jahren so nicht funktioniert, das wird auch diesmal nur Ärger verursachen. Es geht also auch um die Beratung des Arbeitgebers und wenn dieser vernünftig ist, dann sollte ihm an der Meinung seiner Mitarbeitervertretung gelegen sein. Schließlich haben wir ein Interesse daran, dass es dem Krankenhaus als Lebensarbeitsplatz und damit seinen Mitarbeitern gut geht – und zwar nicht nur heute, sondern auch morgen. Wir denken nicht in Ein-Jahresplänen und Gewinnmargen, sondern viel, viel langfristiger.

    Was haben Sie als Betriebsrat bewegt?

    Kühnau: Betriebsratsarbeit ist ein Kontinuum, ein ständiges Bemühen, die Arbeitsbedingungen für die Kolleginnen und Kollegen zu verbessern, ihnen ein Sprachrohr zu bieten, zu vermitteln und zu kommunizieren – und wenn dann nicht genügend durchdachte Arbeitgeberprojekte, wie beispielsweise Stationsschließungen oder Outsourcing-Maßnahmen, „zurückgeholt“ werden, dann ist das schon sehr befriedigend. Am wichtigsten aber bleibt, im Gespräch zu bleiben und Lösungen zu finden!