Dr. Pedram Emami, 1. Vorsitzender des MB Hamburg, berichtete nach seiner Begrüßung über die Aktivitäten des Verbandes im vergangenen Jahr. Die beiden Ärztestreiks in Hamburg zeigten Wirkung, jedoch wurde auch deutlich, dass einige Krankenhäuser gewerkschaftliches Engagement zu unterbinden versuchen. Gegen die völlig grundlose fristlose Kündigung der Ärztin Franziska Schlosser, die Mitglied der Verhandlungskommission zum TV-Ärzte/Helios war, konnte sich Schlosser mit Unterstützung des MB Hamburg erfolgreich wehren. „Wir stehen immer hinter Ihnen“, betonte Emami. „Dafür sind wir da.“
Bedarf an Rechtsberatung stark erhöht
Auch der seit Jahren beständig steigende Bedarf an Rechtsberatung und die insbesondere in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres dramatisch gestiegene Zahl von Anfragen – mehr als je zuvor – macht deutlich, unter welchem Druck Ärztinnen und Ärzte im Berufsalltag stehen und wie angespannt das Verhältnis zum Arbeitgeber teilweise ist. Um seinen Mitgliedern weiterhin eine umfassende und kompetente Rechtsberatung ohne lange Wartezeiten gewähren zu können, plant der MB Hamburg, diesen Bereich im Jahr 2024 personell um eine weitere auf insgesamt drei Stellen auszubauen.
Um die Positionen des Landesverbandes auch in der Öffentlichkeit stärker zu vertreten und gleichzeitig einen offenen Austausch zu fördern, lud der MB Hamburg im vergangenen Jahr seine Mitglieder und führende Akteure aus Politik und Gesundheitswesen zu zwei Podiumsdiskussionen ein. Die Teilnehmenden tauschten Ansichten über die Auswirkungen der Krankenhausreform für den Standort Hamburg aus und erörterten das Potenzial und die Risiken von Künstlicher Intelligenz für die Ärzteschaft. Der MB Hamburg beabsichtigt, dieses Dialog-Format weiter fortzuführen.
In der Ärztekammer Hamburg, wo der Marburger Bund die stärkste Fraktion bildet, ist die ärztliche Weiterbildung nach wie vor ein wichtiges Thema. Die Umsetzung der neuen Weiterbildungsordnung verläuft positiv, und um diese kontinuierlich zu verbessern, plant die Kammer, regelmäßige Evaluierungen durchzuführen. Emami ermutigte die junge Ärzteschaft, sich daran zu beteiligen.
Die Zukunft der Ärzteschaft im Blick
Ein Schwerpunkt des MB Hamburg liegt auf der Studierendenarbeit, um angehende Ärztinnen und Ärzte frühzeitig von den Leistungen und Vorteilen des Verbands zu überzeugen und noch besser auf ihre Bedürfnisse während des Studiums einzugehen. Emami lobte das große Engagement und die wertvollen Impulse der Studierendenvertretung für den Landesverband und bedankte sich besonders bei Hanna Schlichting, die als frisch approbierte Ärztin dieses Gremium nun verlässt.
Mit Blick in die Zukunft betonte Emami auch die wachsende Bedeutung des ambulanten Bereichs: "Die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Bereich ist heute angestellt." Als Ärztegewerkschaft müsse man diesem unaufhaltsamen Wandel noch besser gerecht werden und dabei auch dem besonderen Umstand Rechnung tragen, dass in diesem Fall ärztliche Kolleginnen und Kollegen quasi die „Arbeitgeberseite“ repräsentieren.
Die tarifliche Situation in Hamburg bleibt besonders. Für die im UKE und den Hamburger Asklepios Kliniken beschäftigten Ärztinnen und Ärzte gilt beispielsweise weiterhin der TV-Ärzte/VKA mit einem Überleitungsvertrag, der ausschließlich für Hamburg geltende Maßgaben beinhaltet. Hier konnten im letzten Jahr deutliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden. Auch in anderen Tarifbereichen wie dem TV-Ärzte Eilbek, dem TV-Ärzte BG-Kliniken und dem TV-Ärzte Helios ist es gelungen, für die Ärzteschaft neben Verbesserungen z. B. bei Nacht- und Samstagszuschlägen oder der Erhöhung von Zuschlägen bei verspäteter Dienstplanung veritable Erhöhungen des Entgelts sowie Inflationsausgleichszahlungen zu erwirken. Neue Tarifverhandlungen stehen wieder im Herbst an, denn die Laufzeiten wurden aufgrund des dynamischen Inflationsgeschehens bewusst kurzgehalten.
Noch offen: Tarifverhandlungen mit Krankenhaus Tabea?
Das Krankenhaus Tabea hat noch keinen Tarifvertrag mit dem Marburger Bund abgeschlossen, obwohl dies von einer deutlichen Mehrheit der Ärzteschaft gewünscht wird. Bisherige Versuche des Marburger Bundes, Verhandlungen mit der Geschäftsführung über einen ärztlichen Tarifvertrag aufzunehmen, wurden abgelehnt. Im Februar streikten Ärztinnen und Ärzte zeitgleich mit Kolleginnen und Kollegen an weiteren Artemed-Kliniken. „Wir bleiben dran“, sagte Geschäftsführerin Katharina von der Heyde im Hinblick auf weitere mögliche Streiks, um mehr Druck aufzubauen: „Der Wille der Ärztinnen und Ärzte ist da.“
Emami forderte die Mitglieder auf, sich weiterhin in den Diskurs über die Tarifarbeit und die Zukunft der Ärzteschaft einzubringen. „Demokratie lebt davon, dass wir uns als Bürgerinnen und Bürger einbringen“, sagte er. „Wir haben das große Privileg der ärztlichen Selbstverwaltung und können maßgeblich zur Gestaltung der Zukunft unseres Berufsstandes beitragen. Dieses Privileg sollten wir nutzen."