• Mehrere hundert Medizinstudierende demonstrieren in Hamburg

    Pressemitteilung
    Faires PJ
    19.Juni 2024
    Hamburg
    Mehrere hundert Medizinstudierende aus Hamburg, Kiel, Lübeck und Berlin demonstrierten am 18. Juni für ein faires Praktisches Jahr (PJ). Sie wollten auf die gravierenden Missstände im letzten Jahr des Medizinstudiums aufmerksam machen und forderten die Politik auf, bessere Rahmenbedingungen für die medizinische Ausbildung zu schaffen. Zur Demonstration hatte die Studierendenvertretung des Marburger Bund Hamburg aufgerufen. Im Rahmen der Aktionswoche „Faires PJ“ der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) finden bundesweit zahlreiche Demonstrationen vom 17. bis 21. Juni statt.
    Medizinstudierende fordern ein faires PJ
    Medizinstudierende fordern ein faires PJ

    In den kommenden Jahren wird sich der Ärztemangel in Deutschland weiter verschärfen. Mehr Studienplätze und bessere Bedingungen während der Ausbildung sind wichtige Maßnahmen, um gegenzusteuern. Dr. Pedram Emami, 1. Vorsitzender des MB Hamburg, solidarisiert sich mit den Medizinstudierenden: „Wir benötigen diese angehenden Ärztinnen und Ärzte mehr denn je. Es darf nicht sein, dass wir ihnen Hindernisse in den Weg legen, um diesen anspruchsvollen Beruf zu erlernen. Vielmehr sollten sie als zukünftige Leistungsträger des Gesundheitswesens unsere volle Unterstützung erhalten – und ein faires PJ gehört dazu.“

    Doch die Hilferufe der Medizinstudierenden werden seit Jahren weitestgehend ignoriert. So erhalten Medizinstudierende in Hamburg beispielsweise längst nicht an allen Lehrkrankenhäusern während ihres Praktischen Jahres eine Aufwandsentschädigung. "Medizinstudierende arbeiten im PJ häufig über 40 Stunden pro Woche. Die Finanzierung ihres Lebensunterhalts stellt für viele eine enorme zusätzliche Belastung dar. Deshalb fordern wir eine Aufwandsentschädigung mindestens in Höhe des BAföG-Höchstsatzes – als Beitrag zur Chancengleichheit und als Anerkennung unserer Arbeitsleistung“, sagt Tobias Bokowski, Medizinstudent und Studierendenvertreter des MB Hamburg.

    Gefordert werden auch einheitliche Standards in der Lehre. „Das PJ soll uns auf den Berufsalltag als Ärztin oder Arzt vorbereiten. Leider sieht die Realität oft anders aus. In vielen Lehrkrankenhäusern kommt die Supervision der Studierenden durch entsprechendes Fachpersonal häufig viel zu kurz“, betont Greta Klohk, Medizinstudentin und Studierendenvertreterin des MB Hamburg. „Wie sollen wir die im Studium erworbenen ärztlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten ohne Anleitung und Feedback vertiefen und erweitern?“ In einer vom Marburger Bund durchgeführten Umfrage unter Medizinstudierenden (PJ-Barometer 2023) gaben rund 40 Prozent an, keine Ansprechperson für fachliche und persönliche Beratung zu haben.

    Eine weitere Forderung ist die Trennung von Krankheits- und Fehltagen. Saman Keshtkaran, Medizinstudent und Studierendenvertreter des MB Hamburg, erläutert: „Die 30-tägige Fehlzeitenregelung während des PJ ist enorm starr. Wer krank ist oder ein krankes Kind betreut, muss Fehltage einreichen. Auch für Lernzeiten oder einen Umzug zwischen den Tertialen werden Fehltage benötigt. Wir brauchen eine Regelung, die die Lebensrealität von Studierenden berücksichtigt und auch ihre Gesundheit schützt.“ Zudem gibt es bundesweit unterschiedliche Regelungen zum Abstand zwischen PJ-Ende und dem letzten Staatsexamen im Medizinstudium. Medizinstudierende fordern mindestens vier Wochen, um sich ausreichend auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten.