Was ich gut am Online Semester finde: Durch aufgezeichnete Vorlesungen, Seminare und Tutorials ist man nicht nur flexibel in der eigenen Lernplanung und Wissenserarbeitung, man kann auch Anhalten/ Vor- und Rückspulen oder währenddessen Dinge, die nicht direkt klar sind, nachschlagen. Da alles von zuhause erledigt werden kann, entfällt die Fahrt zu den Instituten und es bleibt mehr effektive Lernzeit zur Verfügung. Es werden viele Alternativwege gefunden Veranstaltungen stattfinden zu lassen und die Digitalisierung der Lehre wird so vorangebracht.
Was ich schlecht finde: Viele haptische Erlebnisse, die wichtig für das dreidimensionale Verständnis von z.B. Anatomie und Physiologie sind, sind nicht oder nur begrenzt möglich (Anatomie Kurse/Seminare, Praktika im Labor etc.). Der direkte Austausch mit Kommiliton*innen ist kaum möglich (einzelne Treffen, Anrufe oder lange Sprachnachrichten). Die direkte Kommunikation mit den Dozent*innen ist schwierig, da alle unter hoher Arbeitsbelastung stehen (es dauert u.U. lange bis Emails beantwortet werden). Es fehlt eine stabile Gesamtorganisation bzw. ein Ansprechpartner, da die verschiedenen Institute alle unterschiedliche Plattformen (Uni eigene Plattformen, Website der Institute, Cisco Webex, Microsoft Teams etc.) nutzen und man so keinen Überblick über alles hat, so entsteht oft das Gefühl man bekommt nicht alle Infos rechtzeitig mit und man vergisst etwas Wichtiges
Ein weiterer Gedanke:
Im Online Semester wird vorausgesetzt, dass jede/r Studierende ein Endgerät hat, mit dem Online Meetings und digitale Bearbeitung von Lerninhalten möglich sind. In der Realität sieht es aber doch so aus, dass nicht jede/r so etwas zur Verfügung hat. Manche sind gezwungen diese Aufgaben über ihr Smartphone mit kleinem Bildschirm oder ähnliches zu tätigen und darunter leidet natürlich die Qualität der Darstellung. Meiner Meinung nach kommt man nicht umhin den Schluss zu ziehen, dass das Online Semester Menschen, die weniger Zugang zu neuer Technologie und Geräten haben (durch finanzielle und/oder soziale Mittel), benachteiligt.
Carina Körner studiert im 3. vorklinischen Semester an der JLU in Gießen