In fünf Kurzvorträgen bekamen die jungen Ärztinnen und Ärzte, die sich in verschiedenen Kliniken in Hessen in der Weiterbildung befinden, einen Überblick über die wichtigsten Themen rund um ihren aktuellen Karrierestand. Dr. Christian Schwark, Vorsitzender des Landesverbands Marburger Bund Hessen, hieß die Teilnehmenden zu dieser „Ideenschmiede“ willkommen. Das sei der Grundgedanke dieses Veranstaltungsformats, das das Netzwerk Junge Ärztinnen und Ärzte des MB Hessen ins Leben gerufen hat: sich auszutauschen
und gemeinsam Ideen zu entwickeln, was sich an der Situation der jungen Medizinerinnen und Mediziner ändern muss und wie.
„Jetzt habe ich meine Approbation und wie geht es jetzt weiter?“, mit dieser Frage eröffnete Dr. Tanja Baumgarten, Mitglied des Netzwerks und Oberärztin im Klinikum Darmstadt, die Vortragsreihe. Sie sprach zum Thema „Karriereplanung Fachärztin/Facharzt“ und riet den jungen
Kolleginnen und Kollegen, sich eine Pro- und Contra-Liste zu erstellen, um so das richtige Fachgebiet für sich zu finden. Und sie beruhigte: „Ihr habt Zeit, die Weiterbildung dauert lang genug. Außerdem werdet ihr überall in Deutschland gesucht.“
Die Beschäftigung zum Zwecke der jeweiligen Gebietsweiterbildung müsse hernach auch unbedingt im Weiterbildungsvertrag erwähnt werden, riet Alexander Gödicke, Verbandsjurist beim MB Hessen, der anschließend zum Thema „Hürden der Weiterbildung umschiffen“ sprach. „Sonst haben Sie ggf. keinen rechtlichen Anspruch darauf, dass Ihr Arbeitgeber die Weiterbildung auch tatsächlich durchführt, oder es kann Ihnen passieren, dass Sie in eine Abteilung versetzt werden, die Ihnen aber für Ihre Weiterbildung nichts bringt.“ Die Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung müssten sich unbedingt mit den Inhalten ihrer Weiterbildung vertraut machen. „Fordern Sie aktiv ein, dass Sie die Inhalte abarbeiten und diese in Ihrem
eLogbuch bestätigt bekommen, denn das müssen Sie hernach bei der Landesärztekammer
einreichen.“
Auch an anderer Stelle dürften sich die Jungmedizinerinnen und -mediziner nicht auf ihren Arbeitgeber verlassen. So riet ihnen Jil Alison Grecu, Verbandsjuristin des MB Hessen, in ihrem Vortrag zu „Familienbedingten Auszeiten“ dringend den Mutterschaftslohn bei betrieblichen oder ärztlichen Beschäftigungsverboten nachzurechnen. „Ich hatte bisher noch keine Anfrage, in der der Arbeitgeber dies richtig berechnet hat.“
„Stehen Sie zusammen“, riet Verbandsjuristin Alexandra Kretschmer, die über Überlastungs- und Gefährdungsanzeigen, sowie Arbeitszeitverstöße informierte. „Sie müssen sich immer sicher sein, dass Sie der Situation, die Sie als Ärztin oder Arzt in der Weiterbildung zu bewältigen haben, gewachsen sind, denn im Fall eines Übernahmeverschuldens werden Sie Ihrem Anteil am Schaden
entsprechend eine haftungsrechtliche Verantwortung für Schädigungen des Patienten tragen müssen. Hier gilt es durch Überlastungsoder
Gefährdungsanzeigen gerade bei organisatorischen Defiziten der Abteilung, die Verantwortung auf die nächste Hierarchieebene „zu hieven“,
und Abhilfe einzufordern.“
Stefanie Minkley, Ärztin und Politikerin, rundete den thematischen Teil mit Ein- und Ausblicken darüber ab, was sich in der Politik mit Blick auf das Gesundheitswesen tut. Schlusswort hatte Dr. Christoph Polkowski aus dem Netzwerk Junge Ärztinnen und Ärzte, der seine Kolleginnen und Kollegen verabschiedete und zur Teilnahme an der diesjährigen Kammerwahl vom 23. Mai bis 14. Juni aufrief. Er wies
darauf hin, dass die klinischtätigen, sowie jungen Ärztinnen und Ärzte aktuell in der Delegiertenversammlung der Kammer gemessen an ihrer Anzahl in Hessen unterrepräsentiert sind, und das sich dies auf die Interessenvertretung z.B. bei wichtigen Entscheidungen rund um die Weiterbildung auswirkt. Deshalb tritt er zusammen mit vielen jungen, und klinischen Kolleginnen und Kollegen wie auch Dr. Tanja Baumgarten und Dr. Vanessa Zink auf der Liste 1 Marburger Bund an, um die zu ändern.
Die Teilnehmenden stellten viele interessierte Zwischenfragen und beim anschließenden „Get together“ mit Snacks und Getränken wurden viele Antworten vertieft. „Die Vorträge waren wirklich hervorragend“, meldete ein Teilnehmer zurück. Eine Teilnehmerin lobte vor allem die ausgiebigen Fragerunden, die für sie „sehr hilfreich und informativ“ gewesen seien.