„Wer vier Jahre aus Bayern pendelt, macht das nicht ohne Grund“, attestierte ein junger Arzt in der Weiterbildung seiner Abteilung in den Main-Kinzig-Kliniken im osthessischen Schlüchtern sehr anschaulich ein sehr gutes Zeugnis. Die Ärztinnen und Ärzte der Inneren Medizin, die sich in Weiterbildung befinden, haben besonders die gute Struktur der Weiterbildung, die regelmäßigen Fortbildungseinheiten mit ausführlichen Materialien, die Supervisionsvisiten mit Fallvorstellungen und der gemeinsamen Erarbeitung von Behandlungskonzepten „bevor“ es ans Krankenbett geht, sowie die Offenheit und jederzeitige Ansprechbarkeit ihres Chefarztes und der Oberärzte gelobt. Alle Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung gaben an, sie würden ihre Abteilung zu 100 Prozent weiterempfehlen.
Dieses gute Arbeitsklima zeigte sich auch bei der abschließenden Visitation der Abteilung durch das Netzwerk junge Ärztinnen und Ärzte des MB Hessen. „Herr Dr. Hahn ist ein engagierter Chefarzt, der sein Programm kennt und glaubhaft vermittelt. Er hält seinen jungen Kolleginnen und Kollegen viele Türen auf“, sagt Thomas Gerhardus vom Netzwerk Junge Ärztinnen und Ärzte des MB Hessen, der bei der Begutachtung der Abteilung dabei war.
„Besonders beeindruckend war, dass die Abteilung ein in vier Phasen gestuftes Weiterbildungskonzept (Anmerk. d. Red.: siehe Infokasten) vorgibt, in dem die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung je nach ihrem Weiterbildungsstand an die Facharztreife herangeführt werden“, berichtet Alexandra Kretschmer, Verbandsjuristin des Marburger Bundes. „Die Ärztinnen und Ärzte arbeiten jeweils eng mit ihrem Mentor/ Mentee, und die Entwicklung wird fortlaufend unter Berücksichtigung der Wünsche der Ärztinnen und Ärzte evaluiert und besprochen.“
„Wir halten unsere Weiterbildungsversprechen und haben mittlerweile sehr vielfältige Angebote, die eine umfassende und gute Weiterbildung sicherstellen. Wir vermitteln nicht nur theoretische Kenntnisse, sondern widmen uns intensiv dem individuellen Erwerb praktischer Fähigkeiten und Kompetenzen“, so Dr. Wolfgang Hahn, seit 14 Jahren Chefarzt der Medizinischen Klinik II der Main-Kinzig-Kliniken Schlüchtern. „Die Entwicklung von Weiterbildungskonzepten sehe ich als nie endenden und sehr dynamischen Prozess.“
„Wir unterstützen diese Initiative der jungen Kolleginnen und Kollegen sehr gerne. Es ist ein Ansatz zur Verbesserung der Weiterbildungsqualität. Die Auszeichnung einer Klinik gibt jungen Ärztinnen und Ärzten eine Orientierung und ist gleichzeitig Ansporn für Weiterbilder, die eigene Klinik an den guten Vorbildern zu messen“, sagt Dr. Christian Schwark, Vorsitzender des MB Hessen.
Die Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte findet in jeder Klinik unterschiedlich und nicht immer gleich gut statt. Der Marburger Bund Hessen will mit dem Gütesiegel „Gute Weiterbildung“ Ärztinnen und Ärzten eine Orientierung bei der Wahl der Weiterbildungsstätte geben. Dafür können sich Abteilungen bewerben oder vorgeschlagen werden. Danach erhalten die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung einen Fragenkatalog, den mindestens 80 Prozent der Ärztinnen und Ärzte ausfüllen müssen. Fällt diese erste Auswertung positiv aus, findet danach eine Visitation der Abteilung statt. Danach wird entschieden, ob das Gütesiegel verliehen wird. Die Vergabe des Siegels erfolgt zunächst über die Dauer von drei Jahren, die Abteilung könnte sich danach re-zertifizieren lassen.
- Phase 1 (Monate 1-5): Schrittweise Einarbeitung in die künftigen Aufgabenstellungen, Kennenlernen der anderen Funktionsabteilungen, Übernahme einer Station mit langsamer Steigerung der zu betreuenden Patientenanzahl, Erlangen der Dienstfähigkeit
- Phase 2 (Monate 7-36): Vermittlung der wichtigsten Grundlagenkenntnisse der Inneren Medizin, u.a. die wichtigsten Therapieverfahren, Patienten- und Angehörigengespräche, Entwicklung der Konfliktlösungskompetenz , Führen einer Station, Rotation in die Notaufnahme
- Phase 3 (Monate 37 bis 48): u.a. fundierte intensivmed. Ausbildung, Weiterentwicklung Differenzialdiagnose, diagnostischer Fähigkeiten; Rotation in die Endoskopie
- Phase 4 (Monate 49 bis 60): u.a. Vertiefung der Diagnostik mit Blick auf seltene Erkrankungen, Behandlung bes. Patientengruppen, psychosomat. Erkrankungen, Qualitätssicherung, Gesundheitsökonomie, Weitergabe Wissen an nachfolgende ÄiW und Vorbereitung auf die FA-Prüfung.