Minister Kai Klose bedankte sich bei den anwesenden Ärztinnen und Ärzten, denen auch während der Corona-Pandemie eine besondere Rolle für die Gesundheit der Bevölkerung zugekommen und denen gerade in den letzten Jahren viel abverlangt worden sei: „Gleichzeitig ist eine herausragende Zusammenarbeit zwischen dem Landes-Gesundheitsministerium und Ihren berufsständischen und berufspolitischen Vertretungen entstanden, an die wir jetzt anknüpfen können und wollen. Stellvertretend für alle Mitarbeitenden im Gesundheitswesen danke ich Ihnen dafür sehr.“ Klose ging auf die Anstrengungen des Landes zur Fachkräftesicherung in den Gesundheitsberufen ein, um die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können, außerdem auf die Pläne des Bundes für eine Krankenhausreform. Diese sei dringend notwendig. „Ich glaube, wir haben mit dieser Reform eine große Chance und wir dürfen sie nicht vorbeiziehen lassen. Hessen wird sich deshalb konstruktiv einbringen und mich freut wirklich sehr, dass wir uns dabei auf die Unterstützung und herausragende Expertise so vieler starker Institutionen und Verbände wie des Marburger Bundes stützen können“, so der Gesundheitsminister.
Die Hauptversammlung begann mit einem öffentlichen Teil und einer lebhaften Podiumsdiskussion zu verschiedensten aktuellen gesundheitspolitischen Themen mit dem Fokus auf dem ärztlichen Personalmangel. Podiumsgäste waren Prof. Dr. Steffen Gramminger, geschäftsführender Direktor der Hessischen Krankenhausgesellschaft, Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach vom Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt, Dr. Susanne Betz, Vorsitzende des MB-Bezirkverbands Marburg, und die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands und MB-Bundesvorsitzende Dr. Susanne Johna, die unter Moderation des Landesverbandsvorsitzenden Dr. Christian Schwark diskutiert haben.
Die Antragsberatung fand im geschlossenen Sitzungsteil statt. „Die Ausgliederung der Pflegekosten hat zu einer Verlagerung des Personaleinsparungsdrucks auf die Ärzteschaft geführt“, heißt es in einem Antrag zur Reformierung der Krankenhausfinanzierung. „Eine zu knappe Personalbesetzung gefährdet die Patientensicherheit.“ Die Personalkosten müssten auf Nachweis finanziert werden. Eine sinnvolle Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft werde aber nur gelingen, wenn die „kalte Strukturbereinigung“ in der Übergangsphase durch finanzielle Hilfen aufgehalten wird.
Die Insolvenzgefahr für viele Kliniken steige bei explodierenden Kosten sowie zunehmendem Personalmangel bzw. -ausfällen. Die aktuelle Krise in den Kinderkliniken zeige, wozu dauerhafte Unterfinanzierung führt. Mit Verweis auf zukünftig erhoffte Einsparungen dürften jetzt zwingend notwendige finanzielle Hilfen nicht verweigert werden. Eine Strukturreform müsse parallel dazu mit allen Beteiligten konstruktiv diskutiert und umgesetzt werden. Wichtig sei, dass die geplanten Strukturprüfungen des Medizinischen Dienstes für die Zuteilung der Krankenhäuser zu Versorgungsleveln nicht unnötig personelle Reserven in den Kliniken binden. Stattdessen müssten Personalkapazitäten für die Versorgung gewonnen werden.
Bürokratische Lasten müssten jetzt akut auf das zwingend Notwendige reduziert und auch dauerhaft drastisch gesenkt werden, sind sich die Mitglieder des Ärzteverbands einig. „Eine Halbierung der Dokumentationslast würde allein im ärztlichen Bereich das Stundenäquivalent von 32.000 Vollzeitstellen für die Patientenversorgung zur Verfügung stellen“, sagte Dr. Christian Schwark. „Alle reden darüber Bürokratie abzubauen, seit Jahren passiert das Gegenteil. Wir haben im Marburger Bund zum Thema Entbürokratisierung eine Task Force gebildet, um konkrete Vorschläge zu machen“, erläuterte Dr. Susanne Johna.