• „Die Arbeitsverdichtung im Gesundheitswesen muss gestoppt werden“

    Kammerwahl in Mecklenburg-Vorpommern vom 1. bis 30. November 2022
    20.Oktober 2022
    Unsere Kandidaten für die Wahl zur Kammerversammlung der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern – Kathrin Stricker und Lennart Wetenkamp im Interview über ihre Beweggründe zur Kandidatur und die Möglichkeiten, sich für die jungen Ärztinnen und Ärzte einzusetzen.
    Kathrin Stricker und Lennart Wetenkamp
    Kathrin Stricker und Lennart Wetenkamp

    Wie sind Sie zum Marburger Bund gekommen?

    Kathrin Stricker: Ich bin bereits im Studium Mitglied geworden. Mein politisches Interesse konnte ich während des Studiums beim Zweitstudium der Politikwissenschaften weiterverfolgen. Nach dem Start ins Berufsleben war ich Mitglied der Verhandlungskommission für unseren damaligen Haustarifvertrag und später wurde ich Beisitzerin im Vorstand des Marburger Bund MV.

    Lennart Wetenkamp: Den Marburger Bund lernte ich zum Beginn meines Studiums 2010 im Rahmen einer Einführungsveranstaltung des Fachschaftsrates mit Vertretern des Marburger Bundes kennen. 2010 folgte auch mein Beitritt in den Marburger Bund.


    Woher rührt Ihr Interesse für die Kammerarbeit?

    Lennart Wetenkamp: Ich möchte mich gern aktiver in der Selbstverwaltung der Ärzteschaft einbringen. Es ist eine großartige Möglichkeit, den Weg und die Entscheidungen meines Berufsstandes mitzugestalten.

    Kathrin Stricker: Es gibt viele kleine und große Themen, und manchmal auch Probleme, die einem während der Weiterbildungszeit und im Arbeitsalltag begegnen, an deren Lösung und Entwicklung man gerne mitwirken würde. Durch die Mitarbeit in den Kammerausschüssen wird einem dies möglich gemacht.


    Bei welchen Themen wollen Sie sich in der Kammer einbringen?

    Kathrin Stricker: Die Weiterbildung und die Weiterentwicklung der Weiterbildungsordnung ist für mich ein wichtiges Thema. Auch die Schnittstelle zwischen dem stationären und ambulanten Sektor muss verbessert werden. Dies ist nicht allein mit Digitalisierung zu erreichen. Hier muss es mehr Verständnis zwischen den Angehörigen beider Sektoren geben.

    Die Kammer sollte auch mehr die Realität in der Medizin widerspiegeln. Die Medizin wird weiblicher, und auch die Selbstverwaltung sollte diesen Wandel abbilden.

    Lennart Wetenkamp: Persönlich interessiere ich mich sehr für Digitalisierung, IT-Technik, Datensicherheit und Datennutzung, sicher ein Thema was in Zukunft noch wichtiger wird. Gern würde ich meine Erfahrungen und Kenntnisse einbringen. Als Arzt in Weiterbildung kann ich sicher die Probleme und Sorgen meiner Kolleginnen und Kollegen in Weiterbildung nachvollziehen und würde diese gern in die Kammer mitnehmen. Auch was Ärztinnen und Ärzte nach MV bringt und hier hält, ist berufspolitisch sowohl für die niedergelassenen als auch angestellten Kolleginnen und Kollegen wichtig.
     

    Welche Möglichkeiten sehen Sie, mit der Kammerarbeit junge Ärztinnen und Ärzte zu unterstützen?

    Lennart Wetenkamp: Das wichtigste ist sicher, dass die jungen Ärztinnen und Ärzte in der Kammerarbeit vertreten sind, damit ihre Ideen, Perspektiven und Sorgen gehört werden und die Kammer somit die Möglichkeit hat, ihre Politik an diesen auszurichten. Umkehrt und ebenso wichtig ist es, dass junge Kolleginnen und Kollegen erfahren, was die Kammer derzeit beschäftigt, damit ein Austausch stattfindet, Interesse geweckt wird und ein lebhafter demokratischer Prozess in Gang kommt.

    Kathrin Stricker: Als Gewerkschafterin sind mir die Arbeitsbedingungen natürlich sehr wichtig. Arbeitszeitmodelle aus dem vorigen Jahrhundert und berufliche Anforderungen (auch beim Thema Weiterbildung), die sich nur schwer mit einem modernen Familienleben vereinbaren lassen, müssen beleuchtet und gegebenenfalls angepasst werden.


    Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit im Gesundheitssystem?

    Kathrin Stricker: Immer mehr Arbeitsstellen sind unbesetzt. Die Politik und die Ärzteschaft müssen neue Strategien entwickeln, die knappe Ressource Arzt einzusetzen. Welche Maßnahmen zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte getroffen werden können, um die Kolleginnen und Kollegen wieder zurück in die Kliniken und Praxen zu holen. Auch um den Studierenden zu zeigen: Man kann seinen Beruf lieben und gewissenhaft ausführen, ohne sein Privatleben vollständig aufzuopfern. Die Arbeitsverdichtung im Gesundheitswesen muss gestoppt werden. Jeder Mensch hat ein Anrecht auf ein gesundes Arbeitsumfeld.

    Lennart Wetenkamp: Die Herausforderungen im Gesundheitssystem sind sicher mannigfaltig. Als Probleme von besonderer Bedeutung sind sicher Unterfinanzierung, Mangelwirtschaft, weitere Ökonomisierung, Personalmangel und Abwanderung, Digitalisierung sowie Infrastruktur-Erhalt und Umbau zu nennen. In Mecklenburg-Vorpommern sind wir in besonderen Maßen von diesen Problemen betroffen. Auch das Personalmanagement und Arbeitsbedingungen müssen sich modernen Ideen anpassen, wie sie in anderen Branchen schon Standard sind.


    Frau Stricker, Herr Wetenkamp, herzlichen Dank für das Interview!

    Kathrin Stricker, 40 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter, arbeitet an der Universitätsmedizin Greifswald als Ärztin in Weiterbildung für Innere Medizin. Sie ist Beisitzerin im Vorstand des MB-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern.

    Lennart Wetenkamp ist 32 Jahre alt und an der Universitätsmedizin Rostock als Arzt in Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesie beschäftigt. Er tritt als Mitglied des Marburger Bundes über die Landesliste an.