Vor der Wahl standen jedoch zahlreiche verbandspolitische Themen zur Diskussion. Der amtierende Vorsitzende, Dr. Jörg Allrich hob dabei insbesondere hervor, dass die Schlechterstellung der im öffentlichen Gesundheitsdienst tätigen Ärztinnen und Ärzte nicht länger hinnehmbar ist. Insbesondere kritisierte er die Haltung der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), die im Frühsommer erklärte, keine weiteren Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund zum Abschluss arztspezifischer Regelungen führen zu wollen. Jörg Allrich wies auf die gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie ganz besonders wichtige Funktion der im ÖGD beschäftigten Ärztinnen und Ärzte hin, die durch das Verhalten der VKA keinerlei Wertschätzung erfahren. Jedermann wisse, dass die Personalsituation im ÖGD fatal ist und sich die Gewinnung von ärztlichem Nachwuchs in diesem Bereich als äußerst schwierig darstellt. Offene Stellen können auf Grund mangelnder Attraktivität über lange Zeiträume nicht nachbesetzt werden, was aber die Vertreter der Arbeitgeberseite negieren. Die Covid-19-Pandemie führt dazu, dass der personell ohnehin schon ausgezehrte Öffentliche Gesundheitsdienst weiter geschwächt wird. Dem gilt es Einhalt zu gebieten. Die Hauptversammlung ist sich deshalb einig, auf Landesebene an den Kommunalen Arbeitgeberverband und an die Vertreter der Kommunen heranzutreten. Der Marburger Bund hat mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband Mecklenburg-Vorpommern in anderen Tarifbereichen in der Vergangenheit vertrauensvoll zusammengearbeitet, so dass auf dieser Ebene erneut das Gespräch gesucht werden wird, um für die hiesigen Ärztinnen und Ärzte des ÖGD Verbesserungen zu erzielen.
Verbesserungen der Arbeits- und Vergütungsbedingungen gab es im laufenden Jahr in vielen anderen Tarifbereichen. In Mecklenburg-Vorpommern verhandelt der Landesverband im kommunalen Bereich überwiegend Haustarifverträge, weil viele Einrichtungen nicht im Arbeitgeberverband organisiert sind. Hier gilt es neun arztspezifische Tarifverträge für zahlreiche Häuser regelmäßig neu zu verhandeln. Neben verbesserten Entgeltbedingungen ging es in diesem Jahr natürlich auch hier im Land darum, die Arbeitsbedingungen insgesamt zu verbessern. So konnte in einigen Bereichen die als Arbeitszeit gewertete Zeit des Bereitschaftsdienstes teils erheblich angehoben und die Bereitschaft für kurzfristiges Einspringen mit einem Zuschlag belegt werden. Auf der Ebene der Haustarifverträge waren die Arbeitgeber jedoch (noch) nicht bereit, eine echte Begrenzung der durch Dienste bestehenden Belastung zu akzeptieren. Hier wird arbeitgeberseitig argumentiert, dass es an den überwiegend „kleinen Häusern“ in Mecklenburg-Vorpommern nicht möglich sei, beispielsweise die neuen Arbeitszeitregelungen - wie sie jüngst im Bereich der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) vereinbart wurden - umzusetzen. Die Abteilungsgrößen ließen dieses personell nicht zu. Hier besteht eindeutig Nachholbedarf, nachdem nicht nur die Universitätsklinika, sondern auch die ersten privaten Träger entsprechende Regelungen mit dem Marburger Bund vereinbart haben. Die Verbesserung der Arbeitszeiten und deren Planbarkeit einerseits und die Begrenzung der Belastungen durch Dienste andererseits müssen ebenso im Fokus stehen, wie der Anspruch auf mindestens zwei freie Wochenenden im Kalendermonat. Hier die Arbeitgeberseite zu sensibilisieren, ist Ziel für das Tarifjahr 2021. Um auf dem ärztlichen Arbeitsmarkt attraktiv zu bleiben, werden sich die Arbeitgeber dieser Thematik nicht verschließen können.
Nicht mehr über einen Haustarifvertrag gebunden sind die Universitätsmedizin Rostock und die Universitätsmedizin Greifswald. Der Arbeitgeber ist in die Tarifgemeinschaft der Länder zurückgekehrt, so dass seit Anfang des Jahres der TV-Ärzte Anwendung findet, wodurch die dort beschäftigten Ärztinnen und Ärzte in den Genuss der im Frühjahr verbesserten Arbeitsbedingungen durch den Tarifabschluss mit der TdL kommen.
Auch in diesem Jahr konnte der Landesverband wieder neue Tarifbereiche hinzugewinnen. Mit der Krankenhaus Bad Doberan GmbH wurde ein Haustarifvertrag abgeschlossen. Die Einrichtung gehört zwar seit dem Jahr 2019 zum Sana-Konzern; gleichwohl waren die Tarifvertragsparteien für das Jahr 2020 übereinstimmend der Ansicht, dass der Einstieg in die Tarifbindung auf Grund der strukturellen Besonderheiten über einen Haustarifvertrag gestaltet werden soll. Langfristiges Ziel ist es jedoch, den Konzerntarifvertrag zur Anwendung zu bringen.
Zur Abdeckung des insbesondere durch neue Tarifbereiche entstehenden Beratungsbedarfs der Mitglieder bedankte sich der Vorsitzende beim MB-Kooperationspartner, Rechtsanwalt Dr. Karl-Heinz Moritz, der den Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite steht. Ebenso dankte er dem Team der Geschäftsstelle, dem nach wie vor der ehemalige Geschäftsführer, Herr Dr. Jörg-Peter Vandrey angehört, der den Landesverband mit seiner Erfahrung im Rahmen eines geringfügigen Beschäftigungsverhältnisses unterstützt. Der amtierende Vorsitzende begrüßte sodann ganz besonders den ehemaligen langjährigen Vorsitzenden und jetzigen Ehrenvorsitzenden Dr. Thomas Jäckle, der in seiner Funktion des Kassenprüfers den Kassenprüferbericht verlas. Die anschließende Vorstellung des Haushaltsberichts für das Jahr 2019 durch den Geschäftsführer ergab, dass der Landesverband durch eine stabile Mitgliederzahl gut aufgestellt ist und die finanziellen Mittel zweckentsprechend einsetzt, so dass die Hauptversammlung den scheidenden Vorstand für das Haushaltsjahr 2019 entlastete.
Jörg Allrich hat als langjähriger 1. Stellvertreter von Thomas Jäckle den Vorsitz des Landesverbandes im November 2019 während der laufenden Legislaturperiode übernommen und seinerzeit zugleich erklärt, dass er für eine sich anschließende volle Amtszeit nicht zur Verfügung steht. Die Hauptversammlung dankte Jörg Allrich ausdrücklich für sein großes Engagement im zurückliegenden Jahr.
Für die Nachfolge als Vorsitzende kandidierte Dr. Claudia Hellweg. Claudia Hellweg war zunächst Kassenprüferin des Landesverbandes und gehört seit der letzten Legislaturperiode dem Landesvorstand an. Die 52-jährige ist bei der Universitätsmedizin Rostock als Ärztin im Leistungsabrechnungs- und MD-Management beschäftigt und zugleich Mitglied des Gesamtpersonalrates sowie Ersatzmitglied des Nichtwissenschaftlichen Personalrates. Zudem gehörte Claudia Hellweg der MB-Verhandlungskommission der Universitätsmedizin Rostock und Greifswald an, die ihre Arbeit mit dem Übergang des Arbeitgebers in die TdL zum 31.12.2019 beendete. Die Hauptversammlung hat Claudia Hellweg ohne Gegenstimme als neue Vorsitzende des Marburger Bundes Landesverband Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Mit ihr steht erstmals eine Frau an der Spitze des Landesverbandes. Inzwischen steht fest, dass die Medizin nicht weiblich wird, sie ist es bereits, was nunmehr auch durch den Landesverband Mecklenburg-Vorpommern repräsentiert wird. „Ich freue mich auf die weitere gute Zusammenarbeit“ sagte Claudia Hellweg im Anschluss an ihre Wahl.
Erstmals in den Landesvorstand gewählt wurde Volker Steinhagen. Volker Steinhagen ist Facharzt für Neurologie. Zudem ist er Intensivmediziner, ebenfalls an der Universitätsmedizin Rostock. Zugleich ist Volker Steinhagen Vorsitzender des Gesamtpersonalrates und Mitglied des Wissenschaftlichen Personalrats sowie Mitglied des Aufsichtsrates der Universitätsmedizin. Ebenfalls ohne Gegenstimme wurde er als 2. Stellvertreter in den Landesvorstand gewählt. Gewählt wurden zudem Jörg Allrich als 1. Stellvertreter, Hardy Edinger und Kathrin Stricker von der Universitätsmedizin Greifswald sowie Bernhard Beleites ebenfalls von der Universitätsmedizin Rostock. Nicht mehr zum Vorstand gehört Maria Pietrowski vom Sana Hanse-Klinikum Wismar. Die Hauptversammlung dankt ihr für das Engagement in den vergangenen zwei Amtszeiten, insbesondere für die Betreuung der Berufseinsteigerseminare und der Studierenden im Praktischen Jahr. Als Kassenprüferinnen wurden Angela Alms und Nadine Bechtold gewählt. Damit sind die Gremien des Landesverbandes für die nächste Legislatur vollständig besetzt. Der neue Landesvorstand freut sich auf die Arbeit in den folgenden drei Jahren. Die konstituierende Sitzung findet am 19.11.2020 in Rostock statt.
Die neue Landesvorsitzende dankte in ihrem Schlusswort für das entgegengebrachte Vertrauen und allen Gewählten für ihre Bereitschaft, sich für den Verband zu engagieren. Insbesondere in Zeiten der Covid-19-Pandemie stehen herausfordernde Zeiten an, die der Landesverband und der Landesvorstand mit Engagement angehen wird.