Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) werden dringend gesucht, schon jetzt gibt es Gesundheitsämter in Deutschland ohne ärztliche Leitung. Hauptgrund für die Misere ist die deutlich schlechtere Bezahlung der ÖGD-Ärzte im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen in Krankenhäusern oder im Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MD). Vor diesem Hintergrund begrüßt der Marburger Bund ausdrücklich die Empfehlung des Beirats „Pakt ÖGD“, angestellte Ärztinnen und Ärzte im ÖGD nach vergleichbaren arztspezifischen Tarifverträgen zu bezahlen.
Der „Beirat zur Beratung zukunftsfähiger Strukturen im Öffentlichen Gesundheitsdienst in Umsetzung des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ wurde als unabhängiges Beratungsgremium von der Bundesregierung und der Ministerpräsidentenkonferenz der Bundesländer für die Dauer von zwei Jahren eingesetzt. In dem ersten Bericht des Beirats heißt es, viele vorhandene Stellen könnten wegen geringer finanzieller Attraktivität bereits aktuell nicht besetzt werden. Nur mit arztspezifischen Tarifverträgen werde es möglich sein, „jungen Fachärztinnen und -ärzten im ÖGD ähnliche Zukunftsperspektiven zu eröffnen, wie dies im Krankenhaus oder beim MD selbstverständlich ist“.
Eine Anpassung der Gehälter an für angestellte Ärztinnen und Ärzte übliche Tarifstandards ist überfällig, scheitert aber an der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), die sich einer Fortsetzung von gesonderten Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund verweigert, zu denen sie sich vor zwei Jahren jedoch schon einmal bereit erklärt hatte. Die VKA betrachtet Ärztinnen und Ärzte im ÖGD nach wie vor als Teil der öffentlichen Verwaltung, für die mit dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bereits ein Tarifwerk bestehe.
„Ärztinnen und Ärzte im ÖGD schlechter zu stellen als Kollegen im Krankenhaus ist weder plausibel noch akzeptabel und hat für den ÖGD schon heute gravierende Konsequenzen: Dringend benötigte Fachärzte wandern ab. Gleichzeitig wird die Gewinnung von leistungsfähigen und verantwortungsbereiten Kollegen aus anderen ärztlichen Tätigkeitsbereichen für den ÖGD erheblich erschwert. Den ÖGD ausbluten zu lassen, gefährdet am Ende viele Aspekte der Gesundheitsvorsorge, zum Beispiel den Infektionsschutz“, kritisierte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, die Blockadehaltung der VKA.
Der Beirat „Pakt ÖGD“ habe deutlich gemacht, dass nur durch eine tarifvertragliche Gleichstellung ärztlicher Nachwuchs für den ÖGD zu gewinnen sei. „Der Marburger Bund steht jederzeit für die Fortsetzung der Verhandlungen über den ÖGD zur Verfügung. Wir erwarten von der VKA, dass sie an den Verhandlungstisch zurückkehrt und mit uns daran arbeitet, die Abwanderung aus dem ÖGD zu stoppen, indem Ärztinnen und Ärzten eine echte Zukunftsperspektive im Öffentlichen Gesundheitsdienst eröffnet wird“, sagte Johna.