• Budgetierung verhindert bedarfsgerechte Versorgung

    Pressemitteilung
    Susanne Johna: Entbudgetierung in der Kinder- und Jugendmedizin kann nur ein erster Schritt sein
    16.März 2023
    „Der Budgetdeckel ist ein Anachronismus, er verhindert Versorgung, wo sie zunehmend benötigt wird. Das können und dürfen wir uns einfach nicht mehr leisten. Wir brauchen nicht nur in der ambulanten Kinder- und Jugendmedizin wieder mehr Orientierung an bedarfsnotwendiger Versorgung, sondern in allen Bereichen der kurativen Medizin. Ärztinnen und Ärzten sind allzu häufig die Hände gebunden, weil die Gesamtvergütung sich nicht nach dem tatsächlichen Bedarf richtet, sondern den Mustern einer völlig überkommenen Kostendämpfungspolitik folgt. Das Scheitern dieser Politik ist überall im Gesundheitswesen zu besichtigen: in der ambulanten wie in der stationären Versorgung“, kommentierte heute Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, die abschließende Beratung des Entwurfs eines Fünfzehnten Gesetzes zur Änderung des Sozialgesetzbuches V (UPD-Reform), der auch eine bessere Vergütung von Leistungen der Kinder- und Jugendmedizin vorsieht.

    „Konsequent wäre es, der eklatanten Unterversorgung in der Kinderheilkunde und anderen Bereichen der ambulanten Versorgung durch eine Vergütung der Leistungen zu begegnen, die vollständig außerhalb des bestehenden Systems der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung erfolgt, also extrabudgetär. Die Politik kann nicht einerseits die mangelnde Attraktivität der ärztlichen Tätigkeit in diesen Bereichen beklagen, andererseits aber so tun, als gäbe es kein grundsätzliches Problem. Die völlig überbürokratisierte, von unzähligen Reglementierungen begleitete ambulante Versorgung ist de facto ein Programm zur Flucht aus der Niederlassung. Mit ein paar kosmetischen Korrekturen lässt sich Attraktivität nicht herbeizaubern, dafür braucht es schon den Mut zur Rückbesinnung auf eine wertegeleitete Gesundheitspolitik.“

    Die Entbudgetierung in der Kinder- und Jugendmedizin dürfe angesichts der Versorgungsnotwendigkeiten nur ein erster Schritt sein. „Es muss endlich aufhören, den vertragsärztlichen Kolleginnen und Kollegen das Morbiditätsrisiko der Bevölkerung aufzubürden. Wer mehr Patientinnen und Patienten mit medizinisch notwendigen Leistungen versorgt, darf dafür nicht mit Einkommensnachteilen bestraft werden. Ohne den Budgetdeckel wäre es auch leichter, im vertragsärztlichen Bereich Ärztinnen und Ärzte einzustellen, die z.B. vorübergehend mit einem reduzierten Stundenkontingent in der Familienphase oder am Ende der Berufstätigkeit arbeiten wollen“, sagte Johna.