Das Gesundheitswesen verzeichnet einen stetigen Zuwachs an Regulierungsvorschriften, in der ambulanten wie stationären Versorgung. Anstatt die Ärztinnen und Ärzte zu entlasten, sind durch Vorgaben zur Abrechnung von Leistungen und zur externen Qualitätssicherung immer neue Dokumentationsanforderungen zu erfüllen. Ärztinnen und Ärzte erwarten deshalb von der Politik eine schnelle und pragmatische Entlastung von Bürokratie in ihrem beruflichen Alltag, damit sie ihrer eigentlichen Arbeit in der Behandlung von Patientinnen und Patienten nachgehen können.
Vor diesem Hintergrund hat der Marburger Bund zu Beginn des Jahres 2023 eine Task Force Entbürokratisierung eingerichtet, um konkrete Empfehlungen zum Bürokratieabbau zu erarbeiten und diese an die Politik heranzutragen. Im vorliegenden Zwischenbericht werden zunächst Maßnahmen zum Bürokratieabbau im stationären Bereich beschrieben, den ambulanten ärztlichen Bereich wird der Marburger Bund bei seinen weiteren Beratungen gesondert in den Blick nehmen.
„Der größte Zeitaufwand entsteht durch Unmengen an elektronischer Dokumentation, von denen nicht die Patienten, sondern nur die Krankenkassen profitieren zum Zwecke der Rechnungsüberprüfung. Dringend erforderlich sind daher die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zum Bürokratieabbau in der Patientenversorgung. Wir haben mehrfach angemahnt, diesem Versprechen nun auch Taten folgen zu lassen, ohne dass sich etwas an den gesetzlichen Vorgaben geändert hätte. Die Politik sagt nicht, welche Maßnahmen im Einzelnen zu ergreifen sind. Hier unterbreiten wir nun konkrete Vorschläge zur Entbürokratisierung. So kann beispielsweise die Einrichtung eines landesweiten Krankenhausregisters mehrfache Strukturprüfungen des Medizinischen Dienstes überflüssig machen“, erklärte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes.
Bevor der Gesetz- und Verordnungsgeber neue bürokratische Vorgaben erlasse, müssten bestehende Vorgaben auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden. Aufwand und Nutzen bürokratischer Vorgaben müssten verhältnismäßig sein, Dokumentations- und Nachweisverpflichtungen erheblich reduziert werden. Soweit möglich sollte auf Routine- und Sozialdaten zurückgegriffen werden, um zusätzlichen Aufwand zu vermeiden. „Entbürokratisierung kann kurzfristig und ohne zusätzliche Kosten ärztliche und pflegerische Arbeitskraft freisetzen und damit eine bessere Patientenversorgung ermöglichen. Diese Chance müssen wir nutzen – gerade in Zeiten eines Fachkräftemangels im Gesundheitswesen“, forderte Johna.