„Wir brauchen eine Krankenhausversorgung, die stärker auf Kooperation, Vernetzung und Bedarfsgerechtigkeit ausgerichtet ist“, forderte heute Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, zu Beginn der 139. Hauptversammlung des größten deutschen Ärzteverbandes. Sie nahm damit ausdrücklich Bezug auf die gerade eingesetzte Regierungskommission zur Krankenhausversorgung, die Empfehlungen für Strukturreformen erarbeiten soll.
Wenn es bei der Krankenhausplanung und der Finanzierung nicht bald sinnvolle Reformen gebe, dann drohten Krankenhausstandorte in die Insolvenz zu gehen, die dringend für die Versorgung gebraucht würden, während unter Umständen andere überlebten, die weniger wichtig seien.
Derzeit finde ein durch politische Entscheidungen forcierter Verdrängungswettbewerb statt, unter dem das Klinikpersonal und die Patienten gleichermaßen zu leiden hätten. „Immer mehr kommerzielle Steuerungs- und Regulierungsinstrumente dominieren die Versorgung und setzen falsche Anreize. Das schadet der Qualität der Patientenversorgung und untergräbt das Vertrauen in das gesamte System. Es muss Schluss sein mit der kalten Strukturbereinigung ohne Sinn und Verstand“, mahnte Johna.
Mit Blick auf die Pandemiebekämpfung warnte Johna davor, Corona zu unterschätzen. Es sei damit zu rechnen, dass sich im Herbst und Winter wieder deutlich mehr Menschen infiziert werden und erkranken. Möglicherweise würde dann auch Influenza wieder eine größere Rolle spielen. Deshalb begrüße sie den jüngsten Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz der Länder zur Pandemiebekämpfung. „Wir brauchen eine rechtzeitige Anpassung des Infektionsschutzgesetzes, um im Herbst bei Bedarf handlungsfähig zu sein“, sagte die MB-Bundesvorsitzende.