„Wir brauchen eine Gesundheitspolitik, die sich an den Versorgungsbedürfnissen der Patienten orientiert und das Versprechen humaner Arbeitsbedingungen nicht länger ad absurdum führt.“ – Mit klaren Worten hat Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, eine Neuorientierung in der Gesundheitspolitik gefordert.
„Krankenhäuser müssen auch in einer Pandemie in der Lage sein, unvorhersehbare und dringende Fälle wie z.B. Unfallopfer und Menschen mit akutem Herzinfarkt oder Schlaganfall sofort versorgen zu können. Daran darf es zu keiner Zeit Abstriche geben“, forderte Johna. Anstatt den derzeitigen ruinösen Kosten- und Verdrängungswettbewerb fortzusetzen, brauche es endlich eine aktive Krankenhausplanung unter Beteiligung der angestellten Ärztinnen und Ärzte. „Mit ein paar Korrekturen an dem derzeitigen Finanzierungssystem ist es nicht getan, wir brauchen einen Systemwechsel im Krankenhauswesen“, so die Marburger Bund-Vorsitzende.
Fortschritt im Gesundheitswesen könne es nur geben, wenn ausreichend Personal für die Patientenversorgung zur Verfügung stehe. „Schon im Regelbetrieb ist Personalmangel ein großes Problem – bei zusätzlicher Beanspruchung durch Covid-19 ist der Dauereinsatz vielfach kaum zu bewältigen und hinterlässt deutliche Spuren der Erschöpfung bei Ärztinnen und Ärzten und Pflegenden. Ich muss es an dieser Stelle einmal deutlich sagen: Auch Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte können durch Überlastung krank werden!“
In den Kliniken müsse ein prinzipielles Umdenken in Gang kommen und Personalentwicklung betrieben werden. Personalkonzepte, die bewusst ‚auf Kante genäht‘ seien, scheiterten spätestens in Phasen starken Patientenaufkommens. „Die ständig wiederkehrende Überlastung und Demotivation des knappen ärztlichen und pflegerischen Personals sind absolut fahrlässig und verschärfen den ohnehin schon überall zu spürenden Fachkräftemangel in der Patientenversorgung. Wenn die neue Regierung hier nicht aktiv gegensteuert, ist die nächste Versorgungskrise vorprogrammiert“, mahnte Johna.