Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) hat vor 20 Jahren noch doppelt so viele ärztliche Stellen gehabt wie heute. Über Jahre haben Länder und Kommunen im ÖGD Stellen gestrichen und Personal abgebaut. Es wird Zeit, dass jetzt endlich gegengesteuert wird.
Neue Stellen in einem Bereich auszuweisen, in dem jetzt schon Stellen nicht nachbesetzt werden können, bleibt allerdings eine Luftnummer, wenn nicht gleichzeitig auch die Arbeits- und Vergütungsbedingungen grundlegend verbessert werden. Es müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, Ärztinnen und Ärzte für dieses wichtige Aufgabengebiet der Gefahrenabwehr und Prävention verstärkt zu gewinnen. Ein Blick auf die Altersverteilung zeigt, dass spätestens in zehn Jahren die meisten der heute noch aktiven Amtsärzte im Ruhestand sein werden.
Bessere Bedingungen lassen sich nur mit einem eigenen Tarifvertrag für die Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern schaffen. Nur ein arztspezifischer Tarifvertrag bietet Verbindlichkeit und Perspektive für den ärztlichen Nachwuchs. Temporäre Zulagen sind keine Alternative und können Gehaltsunterschiede von mehr als 1.500 Euro im Monat zu den Arzttarifen in Krankenhäusern, im Medizinischen Dienst und im ambulanten Sektor auch nicht wettmachen.
Die kommunalen Arbeitgeber bleiben aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und mit dem Marburger Bund nach einer Lösung in der offenen Tariffrage zu suchen.