Die Situation der sächsischen Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung ähnelt der ihrer Kolleginnen und Kollegen im Bundesgebiet. 84 % der befragten Mitglieder nennen den Personalmangel an erster Stelle bei den Rahmenbedingungen, die einer guten Weiterbildung im Wege stehen. In Sachsen sind es sogar 87 %. An zweiter Stelle stehen starre Einsatz- und Rotationspläne (38 % bundesweit, Sachsen 43 %) und an dritter Stelle unzureichende Kinderbetreuung (19 % bundesweit, Sachsen 24 %).
Die Arbeitgeber sind insgesamt zu wenig bemüht, den Wünschen nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen Rechnung zu tragen. Nur 20 % der Befragten bundesweit und 22 % in Sachsen geben an, dass ihr Arbeitgeber die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördere. Knapp 21 % (Sachsen: 24 % ) erklären: „Wir haben einen Kompromiss für meine persönliche Situation gefunden.“ 39 % (Sachsen: 38 % ) wünschen sich mehr Flexibilität ihres Arbeitgebers und weitere 20 % (Sachsen: 16 %) bekommen in dieser Hinsicht gar keine Unterstützung durch den Arbeitgeber.
Nur 15 % aller befragten Ärztinnen und Ärzte geben an, dass ihnen ein strukturierter Weiterbildungsplan ausgehändigt wurde. In Sachsen liegt dieser Wert mit 20 % geringfügig höher. Ein regelmäßiges Feedback durch den Weiterbilder erhält bundesweit nur jeder Zehnte, in Sachsen sind es 13 %. 45 % (Sachsen: 51 % ) erhält wenigstens einmal im Jahr Feedback, weitere 45 % (Sachsen: 37 % ) gar nicht.
Auch die Zufriedenheit unterscheidet sich in Sachsen nicht wesentlich vom Bundesdurchschnitt: „Sehr zufrieden“ mit ihrer Weiterbildung sind immerhin 13 % der Befragten aus Sachsen, 27 % sind „zufrieden“, fast die Hälfte ist aber „weniger zufrieden“ (46 %), fast jeder siebte „nicht zufrieden“ (15 %). Im Bundesdurchschnitt machten die jungen Ärztinnen und Ärzte folgende Angaben zur Zufriedenheit: „Sehr zufrieden“ mit ihrer Weiterbildung sind nur fünf Prozent der Befragten, „zufrieden“ sind immerhin ein Drittel (33 %), die große Mehrheit ist aber „weniger zufrieden“ (43 %) oder „nicht zufrieden“ (19 %).
Über die Hälfte der sächsischen AiW, die sich an der Umfrage beteiligten, gaben an, dass die geforderten Weiterbildungsinhalte während ihrer alltäglichen klinischen Arbeit nicht ausreichend vermittelt wurden, bei 55 % gibt es Probleme mit Rotationen.
„Aus den Ergebnissen der Umfrage wird überdeutlich: Es fehlt an Zeit für die Weiterbildung, auch an Struktur und notwendigem Feedback. Wenn nicht ausreichend Personal vorhanden ist, gerät die Weiterbildung ins Abseits. Das ist ein eklatanter Befund dieser Umfrage und muss endlich auch die Politik auf den Plan rufen. Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, die ausreichend Zeit für Anleitung, Supervision und Gespräche lassen. Die Corona-Krise hat zusätzliche Schwachstellen klar markiert: Sobald ungewöhnliche Umstände eintreten, sind Pläne häufig Makulatur“, kommentierte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, die Ergebnisse der Umfrage.
Die Vorsitzende des Sprecherrates der sich weiterbildenden Ärztinnen und Ärzte im Marburger Bund, Dr. Annette Luther, bezeichnete es als schockierend, dass nahezu 60 % der Befragten angeben, in ihrer Weiterbildung nicht ausreichend gefördert zu werden. „Wir brauchen in Deutschland dringend eine gelebte Weiterbildungskultur. Die Facharztweiterbildung darf nicht nur als lästiges Pflichtprogramm gesehen werden, sondern es muss Raum und Zeit für Anleitung sowie Feedback geben. Hierfür sollten Weiterbilderinnen und Weiterbilder durch Train-the-Trainer-Seminare geschult werden.“
Die Befragung macht auch deutlich, dass der Trend zur Anstellung in ambulanten Einrichtungen kein vorübergehendes Phänomen ist: 41 % der Ärztinnen und Ärzte wollen nach ihrer Facharztprüfung in den ambulanten Bereich wechseln. Gut die Hälfte (51 %) will weiterhin im Krankenhaus bleiben. Nur vier % denken darüber nach, im nicht-kurativen Bereich tätig zu werden.
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