Sehr geehrte Frau Staatsministerin Köpping,
im Februar dieses Jahres versicherten Sie während eines Besuchs in einer Apotheke, der Freistaat Sachsen werde alles in seiner Macht Stehende tun, um eine ausreichende Versorgung der sächsischen Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherzustellen. Zu diesem Zeitpunkt gab es bundesweit bei etwa 380 Arzneimitteln Engpässe. Aktuell ist diese Zahl auf 514 gestiegen.
Diese Arzneimittelengpässe bringen uns, die angestellten Ärztinnen und Ärzte in Sachsen, täglich in ein Dilemma. Wir können unseren Patienten in vielen Fällen nicht die Medikamente und Wirkstoffe verordnen, die sie wirklich benötigen. Wir müssen zwischen den lieferbaren anstatt den am besten geeigneten Präparaten wählen. So müssen wir mitunter Präparate verordnen, die keinen gleichwertigen Ersatz darstellen.
Wir muten unseren Patienten aufgrund der Arzneimittelengpässe stärkere Nebenwirkungen zu. Wir nehmen längeres Leiden aufgrund eines späteren Wirkeintritts des Ersatzmedikamentes in Kauf. Wir verlangen kranken Menschen den Weg in mehrere Apotheken oder den erneuten Praxisbesuch ab, wenn das auf dem Rezept verordnete Arzneimittel auch in der x-ten Apotheke nicht zu beschaffen ist. Wir verlieren durch das administrative Ping-Pong zwischen Verordnung und Lieferengpass und neuer Verordnung und Telefonat mit Apotheken wertvolle Arbeitszeit, die wir gerne unseren Patienten widmen würden.
Dabei steht uns der Zenit der allwinterlichen Infektionswelle erst noch bevor. Unmittelbar bevor stehen auch die Weihnachtsfeiertage, die Freude und Besinnlichkeit bringen. Sie bringen aber auch eingeschränkte Sprech- und Öffnungszeiten bei Ärzten und Apothekern. Und sie bringen Verdruss für alle Seiten, wenn Ersatzmedikamente organisiert werden müssen.
Frau Staatsministerin, unsere Verordnungen gleichen bisweilen Wunschzetteln an den Weihnachtsmann. Die Patientensicherheit in Sachsen ist gefährdet! Das Sozialministerium und das Bundesgesundheitsministerium dürfen es nicht so weit kommen lassen, dass eine Packung Amoxicillin zum unerfüllbaren Weihnachtswunsch wird!
Wir fordern Sie auf, Ihr zehn Monate altes Versprechen einzulösen und gemeinsam mit der Landesdirektion alles in Ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um die Versorgung der sächsischen Bevölkerung mit wichtigen Arzneimitteln sicherzustellen.
Wir wünschen uns fürs neue Jahr, dass diese Versorgung nicht nur ausreichend, sondern gut sein wird. Denn ausreichend bedeutet Note 4 – und das ist kein erstrebenswertes Ziel!
Mit besorgten Grüßen
Ihr Marburger Bund Sachsen