Mariam, warum möchtest du Ärztin werden?
Gesundheit ist für mich das höchste Gut. Ein Leben voller Krankheit und Schmerz ist nicht angenehm. Ich möchte meinen Teil beitragen und Menschen medizinisch beraten und unterstützen. Gesundheit und Krankheit ist etwas, was viele Menschen früher oder später beschäftigt, egal ob persönlich oder im Freundes- oder Familienkreis. Auch ich wurde schon sehr früh im engen Familienkreis mit dem Thema Krankheit und Behinderung konfrontiert. Mein jüngerer Bruder hat Trisomie 21, weshalb ich schon früh unterstützend tätig werden musste und gleichzeitig gemerkt habe, wie erfüllend es sein kann, Hilfe zu leisten.
Du gehörst zum ersten Jahrgang des Modellstudiengangs MEDiC in Chemnitz und wurdest direkt zur Jahrgangssprecherin gewählt, engagierst dich seitdem in der Studienkommission MEDiC, im Fachschaftsrat und in der Berufungskommission Medizin. Was hat dich bereits im 1. Semester dazu bewogen, dich einzubringen?
Als erster Jahrgang in einem Studiengang hat man es grundsätzlich nicht leicht. Und schon gar nicht, wenn das Studium in der Pandemiehochphase startet. Da war es dann notwendig mit den Organisatoren zu sprechen und unsere Bedenken und Sorgen mitzuteilen. Man brauchte JahrgangssprecherInnen, die die Studierendenmeinung vertreten. Wer will denn schon, dass über seinen Kopf hinweg entschieden wird, wie man zu studieren hat? Es ging um uns Studierende und jede Entscheidung war ausschlaggebend für unseren Studienverlauf. Uns war klar, dass jede neue Maßnahme auf die nächsten Jahrgänge übertragen werden würde, weshalb es wichtig war, von Anfang an die Weichen zu stellen.
Mit einem neuen Studiengang kam auch die Chance auf Neugestaltung. Ich war froh, den altbewährten Satz aus meiner Ausbildungszeit nicht mehr hören zu müssen: „Das haben wir schon immer so gemacht.“
Provokativ gefragt: Wäre es nicht einfacher, wenn du dich voll und ganz dem Lernstoff widmest?
Einfacher ja, für meine Noten vielleicht auch besser. Aber zufriedener wäre ich definitiv nicht. Wer lernt denn gut und gerne unter nicht so idealen Bedingungen? Für mich ist Studieren mehr als nur stures (Auswendig-)Lernen. Mir ist wichtig in der Gemeinschaft zu interagieren, mich einzubringen und meine Spuren zu hinterlassen.
Für welche Themen machst du dich hauptsächlich stark, und warum?
Studentische Mitbestimmung: Studierende sollen für sich das Bestmögliche aus dem Studium herausholen können und dazu gehört eine gute studentische Vertretung, die Sorgen und Nöte an die richtige Stelle weitergibt.
Chancengleichheit, insbesondere Geschlechtergerechtigkeit und geschlechtersensible Medizin: Bis heute sind Männer und Frauen noch immer nicht gleichberechtigt. Auch in der Medizin fehlt es an ausreichender Forschung an Frauen, sodass diese beispielsweise oft höher dosierte Medikamente verschrieben bekommen, die nicht erfasste Nebenwirkungen mit sich bringen.
Wie konntest du dich bereits einbringen?
Wir haben früh erkannt, dass es wichtig ist, einen kurzen Draht zum Studienbüro und zu den Dozenten zu halten, sodass wir immer direkt Rückmeldung geben, wenn etwas nicht passt. Aktiv eingeführt habe ich beispielsweise die Anerkennung von Zusatzleistungen, die im Modellstudiengang sonst nicht im Zeugnis angerechnet werden (wie z.B. Medical English). Dann habe ich bei der Planung und Mitgestaltung einer Ringvorlesung zur geschlechtersensiblen Medizin beigetragen und erst kürzlich eine eigene Fachschaft für den Modellstudiengang in Chemnitz gegründet.
Inwiefern hilft dir das Deutschlandstipendium bei deinem Engagement?
Das Deutschlandstipendium gibt mir finanziell natürlich mehr Spielraum, mein Engagement neben dem Studium weiterzuführen. Durch regelmäßige Treffen mit meinem Förderer, dem Marburger Bund Sachsen, kann ich nicht nur mein Ehrenamt, sondern auch den Austausch mit anderen Studierenden aus Sachsen intensivieren, sodass am Ende alle profitieren.
Braucht es generell mehr studentisches Engagement?
Auf jeden Fall. Sich einzubringen bereichert das studentische Leben. Alle bringen unterschiedliche, aber wertvolle Erfahrungen und neue Perspektiven mit. Deshalb kann ich nur jedem ans Herz legen, sich an der Universität umzuschauen, was es bereits an Angeboten und Arbeitsgemeinschaften gibt oder wer welche Zuständigkeit hat. In der Regel sind viele Gremiensitzungen öffentlich: also schaut doch mal vorbei. Schlimmstenfalls lernt ihr neue KommilitonInnen kennen, bekommt Einblicke in aktuelle Themen und habt Spaß.
Der Marburger Bund Sachsen möchte den von ihm geförderten Deutschlandstipendiaten Einblicke in die Verbandsarbeit ermöglichen und ist an einem engen Austausch interessiert. Hast du in deiner Situation bestimmte Erwartungen an den Verband oder bestimmte Interessenslagen bei der Verbandsarbeit?
Durch die Verbandsarbeit erhoffe ich mir eine langfristige stärkende Vernetzung vom Modellstudiengang MEDiC mit dem Marburger Bund. Dadurch sollen gemeinsame Projekte zu aktuellen Themen, wie zum Beispiel PJ, Famulatur oder Auslandsaufenthalte realisiert werden. Ich freue mich auf neue regionale und bundesweite Netzwerke und auf einen intensiveren Austausch mit anderen Medizinstudierenden.
Mariam, vielen Dank – wir freuen uns auch auf deinen Input für den Verband!
Als Co-Referentin beim Digitalen Semesterstart des Marburger Bundes berichtet Mariam Arnold am 15. November um 19:15 Uhr über ihre Erfahrungen bei der Mitbestimmung in studentischen Gremien und gibt Tipps für Studierende, die sich in das Hochschulgeschehen einbringen wollen. Hier geht es zu Anmeldung: