Jährlich am 5. Mai macht der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung auf die Kluft zwischen dem im Grundgesetz verankerten Zusatz „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ und der tatsächlichen Lebenswirklichkeit aufmerksam. Diese Kluft erleben auch Ärztinnen und Ärzte mit Behinderung. Der Marburger Bund Sachsen fordert gleiche Chancen für alle Ärztinnen und Ärzte! „Wer mit Behinderung, Beeinträchtigung oder chronischer Erkrankung sein Medizinstudium absolviert hat und sich nun der Gesundheit seiner Patienten verpflichtet, muss seinen Beruf ohne Barrieren oder Diskriminierung ausüben können!“, positioniert sich Torsten Lippold, 1. Vorsitzender des MB Sachsen.
Den MB Sachsen erreichen immer wieder Berichte von Mitgliedern, die aufgrund ihrer Behinderung berufliche Nachteile erleben. „Es ist wichtig, dass eine Behinderung nicht ausschließlich negativ bewertet wird. Ärztinnen und Ärzte mit Behinderung sind auch eine Bereicherung für die Gesundheitsversorgung: Unsere Erfahrungen sind ein wertvoller Benefit für Patienten und Kollegen“, findet Teresa Sandmann. Die arbeitssuchende Ärztin aus Leipzig ist Rollstuhlfahrerin und sieht einen klaren Zusammenhang zwischen Stellenabsagen und ihrer persönlichen Situation: „Meines Erachtens ist die Bereitschaft eine ausgeschriebene Stelle anpassen zu wollen, gering. Es herrscht vielfach Unkenntnis über Fördermöglichkeiten für schwerbehinderte Beschäftigte. Dass Ärztinnen und Ärzte mit Behinderung ein normaler Bestandteil der Gesundheitsversorgung sind, ist längst nicht selbstverständlich.“
Der MB Sachsen ruft anlässlich des Protesttags seine Mitglieder in vielen sächsischen Kliniken auf, im Aktionszeitraum bis Mitte Mai und auch darüber hinaus Ansteckbuttons mit der Botschaft „Für gleiche Chancen“ zu tragen. „Wir freuen uns, in den größten Krankenhäusern Sachsens zahlreiche Unterstützer für diese Aktion gefunden zu haben. Viele hundert Ärztinnen und Ärzte setzen damit ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung!“, berichtet Torsten Lippold.
Die Aktion soll das Bewusstsein für die Herausforderungen von Medizinerinnen und Medizinern mit Behinderung stärken und deren Potenziale sichtbarer machen. Die Buttons sind auch ein Signal in Richtung Arbeitgeber. „Eine Behinderung ist kein Grund die ärztliche Tätigkeit nicht ausüben zu dürfen!“, stellt Teresa Sandmann klar. „Es ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens, Ärztinnen und Ärzte mit Behinderung die gleichen beruflichen Chancen zu ermöglichen!“, verdeutlicht Torsten Lippold.
Zum Protesttag fordern jährlich bundesweit Verbände, Organisationen sowie Aktivistinnen und Aktivisten umfassende Barrierefreiheit, Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung sowie ihre Beteiligung an allen Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen. Es geht darum Vorurteile zu überwinden und die Chancengleichheit von Menschen mit Behinderungen zu fördern. Der Protesttag ist ein Appell an alle Bürgerinnen und Bürger, aktiv zu werden und Menschen mit Behinderung dabei zu unterstützen, sich für ihre Rechte stark zu machen.
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