Tarifvertrag – jetzt“ oder „Tarifvertrag – Tarifvertrag – Artemed“ skandierten sie immer wieder lautstark und für die Geschäftsführung nicht zu überhören.
Ende des vergangenen Jahres hatte die Ärztegewerkschaft die genannten Häuser, die zum privaten Klinikkonzern Artemed gehören, zu ersten Verhandlungen über einen Tarifvertrag für die Ärztinnen und Ärzte aufgefordert. Dies wurde von der Geschäftsführung nachdrücklich abgelehnt. Ziel des Streiks ist es, die Kliniken zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zu bewegen.
„Die angestellten Ärztinnen und Ärzten bei den Artemed-Kliniken stehen im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen in anderen bayerischen Krankenhäusern mit arztspezifischen Tarifverträgen deutlich schlechter da“, betont Dr. Andreas Botzlar, Vorsitzender des Marburger Bundes Bayern.
„Die Geschäftsführung von Artemed beruft sich bei der Ablehnung von Tarifverhandlungen u.a. ausgerechnet auf ihre „christlichen Werte und ein familiäres Miteinander“, das erscheint absurd, gebieten doch gerade diese Werte einen Umgang mit den Mitarbeitern und Leistungserbringern auf Augenhöhe, den nur ein Tarifvertrag gewährleisten kann“, so Klaus-Martin Bauer, Geschäftsführer des MB-Bayern. „Mir scheint, dass es weniger um höhere Werte als vielmehr um ganz irdisches Gewinnstreben geht.“
Ohne einen Tarifvertrag verstoßen Arbeitszeiten – mit Bereitschaftsdienst und Rufbereitschaft – über zehn Stunden täglich und über einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 48 Stunden gegen das Arbeitszeitgesetz. Artemed bewegt sich hier rechtlich auf sehr dünnem Eis.
Die Ärztinnen und Ärzte in Tutzing waren sich einig: Sollte der Warnstreiktag nicht ausreichen, werden sie auf jeden Fall weitermachen und den Druck erhöhen.
Am Warnstreik in Bayern haben sich insgesamt einige Hundert Ärztinnen und Ärzte beteiligt. Darüber hinaus wurden sechs weitere Häuser der Artemed-Gruppe in Baden-Württemberg und eins in Hamburg zeitgleich bestreikt.
Hintergrund
Der private Klinikbetreiber Artemed SE kaufte in den vergangenen Jahren systematisch Krankenhäuser auf. Der Umstand, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darunter Ärztinnen und Ärzte – finanziell betrachtet in Summe deutlich unter Tarifniveau vergütet werden und auch bei den Arbeitsbedingungen im Vergleich zu Kliniken, in denen ein MB-Tarifvertrag gilt, schlechter gestellt sind, trägt vermutlich maßgeblich zu dem durch den Konzern generierten Gewinn bei. Betroffene Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Artemed-Kliniken meldeten sich deshalb bei ihrem zuständigen MB-Landesverband mit dem Wunsch, einen MB-Tarifvertrag mit Artemed zu verhandeln.