Natürlich fordern außergewöhnliche Zeiten schnelle politische Entscheidungen, auch ohne langwieriges Abstimmen. In diesem Fall war die Position der Betroffenen jedoch klar und bekannt. Das Gros der Examenskandidaten fühlte sich gut vorbereitet und wollte das Examen durchziehen. Die Universitäten waren mit ihren Studierenden abgestimmt und plädierten ebenso für das Festhalten am Termin. Vereinzelte Stimmen warben zudem für das ersatzlose Streichen des M2. Für die nun beschlossene Verschiebung um ein ganzes Jahr und somit für eine Rückkehr zum „Hammerexamen“ im April 2021 hatte sich jedoch keiner der Betroffenen ausgesprochen.
Auch der Marburger Bund positionierte sich öffentlich: „Was für die hundertfache Menge von Schülerinnen und Schülern bei der Abiturprüfung gelingt, muss auch für Medizinstudierende organisierbar sein“, hatte Dr. Andreas Botzlar, Landesvorsitzende des MB Bayern bereits im Vorfeld gefordert. Die meisten Bundesländer, bis auf Baden-Württemberg, sehen es wohl ähnlich und entschieden mehrheitlich für „Durchziehen“, einige wenige mit der Option eines individuellen, freiwilligen Verschiebens.
„Mit der gestrigen Entscheidung beschert man den hochmotivierten Examenskandidat/Innen, auf deren Mithilfe man bei der Bekämpfung der SARSr-CoV-2-Pandemie während deren Praktischem Jahr gleichzeitig baut, eine unnötige Erschwernis“, zeigt sich Dr. Botzlar sehr enttäuscht. Es bliebe abzuwarten, in welchem Ausmaß dadurch unerwünschte Effekte entstünden, beispielsweise durch Einlegen eines Freisemesters zwischen verschobener M2- und regulärer M3-Prüfung. Oder die Studierenden legten umgehend ein Freisemester ein, träten damit ihr Praktisches Jahr erst im Hebst an und stünden zur Mithilfe bei der Bekämpfung der SARSr-CoV-2-Pandemie gar nicht zur Verfügung. Neue Ärztinnen und Ärzte kämen dadurch mindestens ein halbes Jahr später in der Versorgung an.
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Der Marburger Bund ist der Verband aller angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte in Deutschland. Mit rund 124.000 Mitgliedern ist er die größte Ärzteorganisation mit freiwilliger Mitgliedschaft in Europa und Deutschlands einzige Ärztegewerkschaft. In Bayern sind im Landesverband gut 20.000 Mitglieder organisiert.
- Presseinformation vom 03.04.2020(176.1 KB, PDF)