• Arbeit mit und am Patienten muss höchste Priorität bekommen

    Kammerpräsident Dr. med. Hans-Albert Gehle: Wir brauchen für notwendige Veränderungen einen langen Atem
    10.Dezember 2024
    Unmittelbar nach seiner Wiederwahl zum Präsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe fand Dr. med. Hans-Albert Gehle klare Worte zur gegenwärtigen Situation in der Versorgungslandschaft: „Wenn es um die persönliche Arbeitszeit geht, sind viele Ärztinnen und Ärzte längst am Anschlag. Doch wenn man sich bei Patientinnen und Patienten, bei Krankenkassen und Politik umhört, reicht es vorne und hinten nicht! Die einen klagen über die mangelnde Erreichbarkeit von Praxen, die anderen beschweren sich, wenn sie in der Notaufnahme des Krankenhauses warten müssen. Wo auch immer man hinschaut, die Menschen haben das Gefühl, ihr Arzt habe keine Zeit für sie!“
    Unmittelbar nach seiner Wiederwahl fand Kammerpräsident Dr. med. Hans-Albert Gehle klare Worte zur gegenwärtigen Situation in der Versorgungslandschaft.
    Unmittelbar nach seiner Wiederwahl fand Kammerpräsident Dr. med. Hans-Albert Gehle klare Worte zur gegenwärtigen Situation in der Versorgungslandschaft.

    „Leider haben sie allzu oft Recht. Ärztinnen und Ärzte haben zu wenig Zeit für ihre Patienten, denn wir haben tausend andere Aufgaben zu erfüllen. Weil ärztliche Arbeitszeit in Zeiten des Fachkräftemangels aber nun einmal nicht beliebig zu steigern ist, hilft es nichts: Wir müssen unsere Tätigkeit neu strukturieren. Die Arbeit mit und am Patienten muss höchste Priorität bekommen. Denn dafür sind wir angetreten, dafür sind wir ausgebildet – sonst hätten wir uns bestimmt von vornherein für eine Stelle als Fachkraft in der Verwaltung, als ITler oder Ökonom beworben“, mahnt der im Amt bestätigte westfälisch-lippische Kammerpräsident.

    „Die Zeit, die wir für unsere Patientinnen und Patienten benötigen, wird uns allerdings niemand so einfach zurückgeben. Wir müssen mit Kreativitiät und Beharrlichkeit selber darum kämpfen, müssen uns selbst Unterstützung suchen und Entlastung schaffen. Vorschläge dazu liegen längst auf dem Tisch: Telemedizin hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt. Künstliche Intelligenz ist auf dem besten Wege, ein mächtiges Werkzeug in ärztlicher Hand zu werden. Und die Kooperation mit anderen Berufsgruppen und eine Neuverteilung der Versorgungsaufgaben können helfen, uns Ärztinnen und Ärzten wieder mehr Luft zu verschaffen, die wir für unsere Arbeit so dringend brauchen.“

    Wer das Gesundheitssystem verändern will, braucht einen langen Atem. „Wir brauchen aber vor allem auch Einfluss auf die Politik, die außerhalb der ärztlichen Selbstverwaltung mit immer höherer Schlagzahl die Regeln vorgibt. Ich bin fest überzeugt: Diesen Einfluss haben wir! Die Ärztekammer kann etwas bewegen, denn sie vertritt nicht Partikularinteressen oder einzelne Gruppen, sondern sie spricht für alle Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe! Die Erfahrung nicht nur der letzten Jahre zeigt: Das wird im Land gehört!"

    "Wir werden in unserer Kammerversammlung in den kommenden fünf Jahren viel zu besprechen und zu entscheiden haben. Die ärztliche Selbstverwaltung muss sich positionieren, sie muss Antworten auf drängende Fragen geben. Zu den vornehmsten Zuständigkeiten der Ärztekammer gehören die ärztliche Berufsordnung und die ärztliche Weiterbildung. Wie kann eine ärztliche Weiterbildung funktionieren, die unter den Bedingungen einer neuen Krankenhausplanung hier in NRW die Qualifikation der jungen Kolleginnen und Kollegen sicherstellen soll? Der Kolleginnen und Kollegen, die sowohl die stationäre als auch die ambulante Versorgung kennenlernen müssen?"