• Bettenzahl in Kinderkliniken in NRW kontinuierlich gesunken

    5,5 Prozent weniger seit 2018 / DIVI warnt vor katastrophaler Situation
    06.Dezember 2022
    Düsseldorf/Köln (mhe). Seit Jahren warnen Kinderärztinnen und -ärzte vor dem Kollaps der Versorgung in Kinderkliniken. Selbst für schwer erkrankte Kinder lässt sich mittlerweile kaum noch ein Intensivbett in einer Kinderklinik finden. Fast jedes zweite Krankenhaus hat Anfang Dezember laut Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) angegebenen, dass Kinder schon abgewiesen werden mussten, weil sogar auf Normalstationen kein einziges Bett mehr frei ist. Zunehmend mehr Kinderstationen auch in NRW und RLP haben bereits ihre Belastungsgrenze erreicht und können keine kranken Kinder mehr aufnehmen. Ein Albtraum für Eltern und eine katastrophale Lage für die Schwächsten.

    Nach DIVI-Angaben führt der in den Kliniken herrschende Personalmangel dazu, dass 40 Prozent der vorhandenen Betten nicht genutzt werden könnten. Vielerorts fehlten vor allem Pflegekräfte, aber auch Ärzte.

    Zum akuten Personalmangel kommt ein seit Jahren aus ökonomischen Gründen erzwungener Bettenabbau in Kinderkliniken hinzu. Das ökonomisch ausgelegte DRG-System orientiert sich an einer Vollauslastung. Die schlichte Vorhaltung von Kapazitäten für besonders hohe Belastungen in Krisenzeiten wird nicht refinanziert.

    Blicken wir in das bevölkerungsreichste Bundesland: In NRW ist in Kinderkliniken die Bettenzahl seit 2018 kontinuierlich gesunken. Die Situation hat sich aktuell noch weiter verschärft. Im Jahr 2021 haben die Krankenhäuser in NRW insgesamt 4.532 Betten für die Behandlung von Kindern aufgestellt.

    Bei den 4.532 Betten handelte es sich um Betten in den Hauptfachabteilungen Pädiatrie, Kinderkardiologie, Neonatologie und Kinderchirurgie, bilanziert das Statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen. Die höchste Bettenzahl für Kinder hielten die Krankenhäuser in den kreisfreien Städten Köln (343 Betten), Münster (255 Betten) und Düsseldorf (224 Betten) vor. Damit befanden sich 18,1 Prozent der Kinderkrankenhausbetten des Landes in diesen drei Städten.

    Die Bettenzahl in diesen Fachabteilungen lag 2021 um 5,5 Prozent niedriger als im Jahr 2018. Betten, die heute in der RSV-Welle dringender denn je gebraucht werden. Nebenbei: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Alter von unter 15 Jahren lag in NRW im Jahr 2021 um 2,6 Prozent höher als 2018.

    Wie reagiert die verantwortliche Politik in der von der DIVI als „katastrophal“ bezeichneten Lage? Gesundheitsminister Karl Lauterbach will Personal aus anderen Kliniken verlegen, was angesichts des allgemeinen Personalmangel in Kliniken nur schwerlich gelingen dürfte.

    Der Bundestag beschloss aktuell, dass Kinderkliniken in 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich erhalten sollen. Hierbei handelt es sich aber nicht um zusätzliches Geld, sondern schlicht um Gelder, die nun andere Kliniken nicht mehr erhalten. Die chronische Unterfinanzierung der Krankenhäuser wird von der Bundespolitik weiterhin nicht gelöst. Mangel wird dort nur noch verwaltet.