Insgesamt fiel die Zahl der Sterbefälle 2020 in vier der zwölf Kalendermonate niedriger aus als im Mittel der Jahre 2016 bis 2019. Das gilt für die ersten drei Monate des Jahres, die von einem vergleichsweise milden Winter geprägt waren und in denen die Corona-Pandemie noch keine wesentlichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Sterbefälle zeigte. Das gilt außerdem für den Sommermonat Juli (minus drei Prozent), der relativ mild ausfiel, und deshalb vergleichsweise wenige Todesfälle auf hohe Temperaturen zurückzuführen sein dürften.
Dagegen lag die Zahl der Sterbefälle vor allem in den Monaten November (plus zehn Prozent) und Dezember (plus 29 Prozent) deutlich über dem mehrjährigen Durchschnitt. Wesentliche Ursache dafür dürfte die zweite Welle der Corona-Pandemie sein, die bisher sehr viel dynamischer verlief und kräftiger zuschlug als die erste Welle im vergangenen Frühjahr. Infolge der hohen Infektionszahlen und des Anstiegs der Todesfälle in Verbindung mit COVID-19 kann im vierten Quartal in Rheinland-Pfalz von einer Übersterblichkeit im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gesprochen werden.
Neben dem Pandemiegeschehen hat die demografische Alterung, d. h. die zunehmende Zahl älterer und hochbetagter Menschen zu einem Anstieg der Sterbefälle beigetragen. Der Befund einer erhöhten Sterblichkeit bleibt allerdings auch dann bestehen, wenn die Veränderung der Bevölkerungszahl und der Wandel in der Altersstruktur der Bevölkerung berücksichtigt werden. Das gilt vor allem für den Dezember 2020, in dem mit 5.325 Rheinland-Pfälzern mehr Menschen verstarben als in jedem anderen Monat seit Beginn der elektronischen Datenerfassung der Sterbefallzahlen im Statistischen Landesamt.
Insgesamt befinden sich unter den mehr als 49.000 Verstorbenen des vergangenen Jahres 24.334 Frauen (plus 489 bzw. plus zwei Prozent gegenüber 2019) und 24.750 Männer (plus 976 bzw. plus 4,2 Prozent gegenüber 2019). Bei beiden Geschlechtern fiel die Zahl der Gestorbenen höher aus als im Mittel der Jahre 2016 bis 2019 – bei den Frauen um drei Prozent, bei den Männern um 4,6 Prozent. Im Durchschnitt waren die Gestorbenen zum Zeitpunkt ihres Todes 79,4 Jahre alt. Frauen erreichten mit 82 Jahren ein deutlich höheres durchschnittliches Sterbealter als Männer (76,7 Jahre).
Der Anstieg der Sterbefallzahlen im Jahr 2020 geht vor allem auf die Gruppe der 80-Jährigen und Älteren zurück, die auch ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko in Verbindung mit einer COVID-19-Erkrankung hat. Während die Zahl der Sterbefälle 2020 sowohl in der Gruppe der unter 60-Jährigen (minus 1,2 Prozent) als auch in der Gruppe der 60- bis unter 80-Jährigen (minus 1,3 Prozent) geringer ausfiel als im mehrjährigen Durchschnitt, lag die Zahl der Gestorbenen unter den 80-Jährigen und Älteren erkennbar höher (plus 7,5 Prozent).
Das gilt insbesondere für das vierte Quartal 2020, in dem die Zahl der Gestorbenen unter den 80-Jährigen und Älteren um mehr als ein Fünftel über dem Durchschnitt der vier Vorjahre lag (plus 22 Prozent). Im Dezember 2020 waren es sogar knapp zwei Fünftel mehr (plus 39 Prozent).
Eine erhöhte Sterblichkeit kann zum Jahresende aber auch für die beiden anderen Altersgruppen festgestellt werden. Bei den unter 60-Jährigen lag sie im vierten Quartal um drei Prozent über dem Durchschnitt der Vorjahre (Dezember 2020: plus zehn Prozent) und bei den 60- bis unter 80-Jährigen um 4,2 Prozent (Dezember 2020: plus 15 Prozent).
Regional nahm die Entwicklung der Sterbefallzahlen einen sehr unterschiedlichen Verlauf. Gemessen an der Einwohnerzahl starben 2020 die meisten Rheinland-Pfälzer in der kreisfreien Stadt Pirmasens (1.740 Sterbefälle je 100.000 Einwohner), die wenigsten in der Landeshauptstadt Mainz (928 Sterbefälle je 100.000 Einwohner). Zu beachten ist, dass die unterschiedliche regionale Entwicklung der Sterbefälle grundsätzlich auch auf die unterschiedliche Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung zurückzuführen ist.
Das höchste Durchschnittsalter zum Zeitpunkt des Todes erreichten Rheinland-Pfälzer im Landkreis Ahrweiler (80,7 Jahre). Damit wurden die Einwohner dieses Landkreises rund zweieinhalb Jahre älter als die Einwohner des Donnersbergkreises, die im Durchschnitt mit 78,1 Jahren verstarben.
Insgesamt fiel die Zahl der Sterbefälle in fünf kreisfreien Städten und in zwei Landkreisen niedriger aus als im Mittel der Jahre 2016 bis 2019. Am günstigsten entwickelte sich die Zahl der Sterbefälle in der kreisfreien Stadt Zweibrücken (minus 5,8 Prozent), am ungünstigsten dagegen im Rhein-Pfalz-Kreis, in dem 2020 gut 13 Prozent mehr Verstorbene als im mehrjährigen Mittel gezählt wurden.
Im vierten Quartal 2020 fiel die Zahl der Sterbefälle gegenüber den Vorjahren nur noch in vier kreisfreien Städten sowie in zwei Landkreisen niedriger aus. Am niedrigsten war sie auch in diesem Zeitraum in der kreisfreien Stadt Zweibrücken (minus 14 Prozent). In den meisten kreisfreien Städten und in den meisten Landkreisen fiel sie am Jahresende aber deutlich höher aus. Am stärksten nahmen die Sterbefälle zwischen Oktober und Dezember 2020 im Rhein-Pfalz-Kreis zu (plus 39 Prozent).
Die Entwicklung der Sterbefallzahlen in den kreisfreien Städten und Landkreisen im vierten Quartal 2020 steht in einem positiven Zusammenhang mit der Zahl der bestätigten COVID-19-Infektionen sowie der Zahl der Todesfälle in Verbindung mit COVID-19. Der statistische Zusammenhang ist aber nicht perfekt.
So nahm die Zahl der Sterbefälle 2020 gegenüber dem mehrjährigen Durchschnitt in den Landkreisen – gemessen an der Einwohnerzahl und relativ betrachtet – stärker zu als in den kreisfreien Städten (plus 4,6 gegenüber plus 1,4 Prozent). Umgekehrt wurden in den Landkreisen bisher aber weniger Infektionen und Todesfälle in Verbindung mit einer COVID-19-Infektion je 100.000 Einwohner gemeldet als in den kreisfreien Städten.
Die aktuell rückläufigen COVID-19-Infektionszahlen schlagen sich noch nicht in den vorläufigen Daten der amtlichen Sterbefallstatistik nieder. Da zwischen Erkrankungsbeginn und Todeszeitpunkt in Verbindung mit einer COVID-19-Infektion in der Regel ein Zeitverzug von mehreren Tagen bzw. Wochen liegen kann, ist dies frühestens für den Berichtsmonat Februar zu erwarten.