Welchen Weg wählt der Patient? Eine Patientenumfrage aus Hessen gibt Antworten. 4.452 Fragebögen standen zur Auswertung zur Verfügung. Fazit: Rund 75 Prozent kamen montags bis freitags, fast 55 Prozent während der regulären Sprechzeiten, nur 6 Prozent kamen zwischen Mitternacht und acht Uhr. „Insbesondere die berufstätige Bevölkerung kommt selbständig in die Notaufnahmen“, merkt Susanne Johna an. Erschreckend: 116 117 – diese bundesweite Notfall-Telefonnummer kannten nur 17 Prozent der Befragten.
Angesichts der sich geänderten Inanspruchnahme sind Lösungen nötig. „Das im Herbst vorgelegte Konzept zur Notfallversorgung des Marburger Bundes und der KBV sieht vor, dass es keine Parallelstrukturen an einem Standort geben darf. „Es muss eine gemeinsame medizinische Anlaufstelle der Vertragsärzte und der Klinikärzte geben. Labore und Röntgengeräte sollten gemeinsam genutzt werden. Ein sektorübergreifendes Datenmanagement und vernetzte EDV-Strukturen seien ebenso zwingend“, erklärt Susanne Johna weiter.
Die Ersteinschätzung an allen primären Anlaufstellen soll die Patienten an allen Ambulanzen gleich in fünf Stufen einteilen. „Die Telefonnummern 116 117 und 112 müssen vernetzt werden. Die Leitstellen müssen medizinisch besetzt werden. Kontrovers wurde im Anschluss diskutiert, ob die Patientenströme über eine finanzielle Selbstbeteiligung besser gesteuert und auch die Eigenverantwortung gestärkt werden könnten?
In seinem Lagebericht forderte der rheinland-pfälzische Kammerpräsident, dass die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz bedarfsgerecht finanziert werden müssen. „Der Innovationsstau muss endlich abgebaut werden, da die chronisch unterfinanzierten Kliniken derzeit gezwungen sind, Gelder aus der Krankenversorgung abzuzweigen und für Investitionen Zweck zu entfremden. Uns fehlen zudem verbindliche Regelungen zum Personalbedarf für Pflegekräfte und Ärzte in Kliniken“, beklagte Dr. med. Günther Matheis. Ferner gehöre das DRG-System auf den Prüfstand.
„Wie immer die neue Bundesregierung aussehe, wir Ärztinnen und Ärzte erwarten von der künftigen Bundesregierung eine neue positive besetzte Strategie“, sagte Matheis. „Die ärztliche Freiberuflichkeit und die ärztliche Selbstverwaltung müssen gestärkt werden. Qualität und Professionalität erfordern Handlungsfähigkeit und weniger Regulative.“
„Das duale Krankenversicherungssystem muss zukunftsfähig gestaltet werden. Für die PKV forderte Matheis Transparenz und Vergleichbarkeit von Tarifen, keine inadäquaten Tarifsteigerungen und Portabilität von Altersrückstellungen. In der GKV müsse es eine ausgewogene Verteilungssystematik des RSA geben. Auch die ambulante Weiterbildung müsse ausreichend finanziert werden, „mit gleichen Konditionen wie im Krankenhaus! Ärztliche Weiterbildung ist keine Ausbildung, sie muss als ärztliche Leistung fair vergütet werden.“