„Wir müssen sehr aufpassen, dass dieses Knirschen nicht zum Rückzug aus der ärztlichen Selbstverwaltung, zur Resignation mit der Gesundheitspolitik und zum stillen Rückzug aus dem Arztberuf führt. Wir brauchen eine nach außen sichtbare Profilierung unserer ärztlichen Positionen. Positionen, die wir ja nicht um unsere selbst willen einnehmen, sondern für eine bestmögliche Gesundheitsversorgung unserer Patienten. Unsere ärztliche Selbstverwaltung ist die berufene Instanz, die sich mahnend zu Wort melden kann“, erklärte Rudolf Henke.
Die Schilderung eines jungen Kollegen aus unserem Landesverband auf der MB-Hauptversammlung in Berlin, dem zur Folge sich junge Ärzte in seiner Klinik wegen unerträglicher Zustände bereits zum Berufsbeginn „Exit-Strategien“ überlegten, erfülle ihn mit Schrecken. „Ich möchte nicht“, mahnte Rudolf Henke weiter, „dass uns das Erleben einer zunehmend ökonomisierten Medizin in eine Resignation treibt, in der wir das Feld der Gesundheitsversorgung kampflos den Investoren, Krankenkassenbürokraten und professoralen Schlaubergern überlassen.“
„Wir müssen diesen jungen Menschen zeigen, dass sich ihre und unsere Ideale decken. Wir müssen den „Exit-Strategien“ eine Alternative entgegensetzen. Ich möchte, dass wir in Nordrhein gemeinsam mit und für die junge Generation etwas bewegen können.“
Der nordrheinische Kammerpräsident verwies auf den von jungen Ärztinnen und Ärzte im MB initiierten Aufruf, der jüngst im Deutschen Ärzteblatt unter dem Titel „Es ist Zeit für ein neues Arztbild“ veröffentlicht wurde. (Lesen Sie hierzu auch den nebenstehenden Kommentar von Michael Krakau.)
Des Weiteren mahnte Rudolf Henke, dass die Personalsituation in den Kliniken nicht isoliert betrachtet werden darf. Der ärztliche Personalmangel in den unterschiedlichen Versorgungsebenen darf nicht dazu führen, dass wir uns gegenseitig beschuldigen, mit Maßnahmen zur Stärkung der einen Versorgungsebene die andere Versorgungsebene zu schwächen. Die Gesundheitsversorgung wird uns nur gelingen, wenn stationär und ambulanter Sektor besser zusammenarbeiten und wir in beiden Bereichen für gute Arbeitsbedingungen sorgen.“
Nicht nur in der Pflege, sondern auch im ärztlichen Dienst gibt es in vielen Kliniken und auch im ÖGD eine völlig unzureichende Stellenbesetzung, die zu den Lasten der dort arbeitenden Kolleginnen und Kollegen, der Patientenversorgung und der Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben und Familie geht. Wer auf Dauer zu wenige Ärztinnen und Ärzte hat, gefährdet Patienten und beutet sein Personal aus.
Krankenhäuser haben die Wahl, entweder sie stellen mehr Ärzte ein oder sie behandeln weniger Patienten. Alles andere ist auf Dauer unverantwortlich.“
Die vor 20 Jahren eingeführte sektorale Budgetierung habe zu einem ruinösen Kostenwettbewerb geführt, erinnerte Henke. Politik in Bund und Ländern habe sich beharrlich geweigert, ausreichend
Krankenhausinvestitionen bereit zu stellen und die Zahl der Studienplätze zu erhöhen. Besser spät als nie werden derzeit zumindest in NRW die Zahl der Studienplätze aufgestockt und es werde mehr Geld in Kliniken investiert als dies viele Jahre lang zuvor geschehen ist.