Schon seit jeher ist in der Medizin uneingeschränkt der Wert eines entsprechend ausgeprägten Arzt-Patienten-Gespräches unbestritten. Zwischenzeitlich sind fast alle Ärztekammern in die Sprachprüfung eingestiegen und führen diese ebenfalls mit großem Erfolg durch.
Weiter ist festzustellen, dass nach wie vor die Durchfallquoten bei der Sprachprüfung sich in einem hohen, z. T. über 50-prozentigem Bereich, bewegen, was auf der anderen Seite wiederum die Notwendigkeit der Durchführung solcher Sprachprüfungen belegt.
Bei diesen Sprachprüfungen zeigt sich auch immer wieder, dass von Sprachschulen attestierte Sprachniveaukenntnisse B2 oder gar C1 bei weitem nicht der Definition des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen entsprechen. So fordert B2 ein Verstehen der Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen, das Verstehen von Fachdiskussionen im eigenen Spezialgebiet sowie die Verständigung in spontaner und fließender Form, sodass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengungen auf beiden Seiten gut möglich ist.
Noch anspruchsvoller ist die Definition für die Sprachkenntnisse für C1, wonach ein breites Spektrum anspruchsvollerer längerer Texte verstanden und auch implizit deren Bedeutung erfasst werden muss. Der Inhaber eines solchen Sprachdiploms muss sich spontan und fließend ausdrücken können, ohne öfter deutlich erkennbar nach Worten suchen zu müssen.
Die Sprache im gesellschaftlichen Leben muss wirksam und flexibel gebraucht werden. Auch wird eine klare, strukturierte Fähigkeit gefordert, sich zu komplexen Sachverhalten äußern zu können.
Hier zeigt sich öfter, dass diese Definition bei der Erteilung von Sprachzertifikaten, um es einmal zurückhaltend zu beschreiben, großzügig ausgelegt wird. Umso wichtiger sind deshalb die entsprechenden Fachsprachenprüfungen und umso wichtiger ist es, dass diese, gerade weil es sich um eine medizinische Fachsprachenprüfung handelt, von entsprechend kompetenten Medizinern durchgeführt werden. Von daher sind z. T. angebotene Onlinespracheprüfungen mehr als kritisch anzusehen.
Völlig klar ist – und da existieren keine zwei Meinungen – dass das deutsche Gesundheitswesen ohne Zuwanderung und daraus resultierende personelle Entlastung kollabieren würde. Aber es muss erlaubt sein, auf entsprechende Sprachdefizite und deren Gefahren hinweisen zu können, ohne, dass solche Hinweise dazu führen in eine ausländerfeindliche Ecke gestellt zu werden. Wie sich mangelnde Kenntnisse des Deutschen im weiteren Verlauf auswirken, zeigt sich auch immer wieder in den von den Ärztekammern durchgeführten Kenntnisprüfungen.
Dort treten Verständnisschwierigkeiten sowohl im Sprachverstehen als auch in der Beherrschung der entsprechenden medizinischen Terminologie zu Tage. Und bei der ganzen Diskussion um die Fachsprachenprüfung sei auch nicht vergessen, dass diese in der Regel in Hochdeutsch durchgeführt wird, der Alltag in Klinik und Praxis aber oft mit den entsprechenden Dialekten ganz anders aussieht. Auch dies ist ein Argument dafür, dass strenge Kriterien dem Bestehen der Fachsprachenprüfung zugrunde gelegt werden.
Bei allem Verständnis für die Mangelsituation im ärztlichen Bereich muss der Patientenschutz, und hierzu gehören in elementarer Weise die entsprechenden Sprachkenntnisse, an erster Stelle stehen. Von daher kann man nur allen Akteuren raten, der Versuchung oder Forderungen solche Sprachtests einfacher zu gestalten zu widerstehen bzw. eine klare Absage zu erteilen.