Bei den Energiepreisen sind noch weitere beachtliche Preissteigerungen angekündigt. Es ist ferner zu erwarten, dass in diesem Winter die Zahl an Corona-Patienten massiv steigen wird, die stationär versorgt werden müssen. Auch die zu erwartenden Ausfälle bei den Einnahmen durch die sonstigen medizinischen Behandlungen sind noch nicht absehbar.
Die insgesamt jetzt schon gestiegenen Kosten können unsere Krankenhäuser – anders als sonstige Betriebe – nicht weitergeben, weil die Preise für die in Kliniken erbrachten medizinischen Leistungen staatlich reglementiert werden: Für 2022 ist eine klägliche Steigerung der Einnahmen für Kliniken von nur 2,32 Prozent vorgesehen.
Das reicht vorn und hinten nicht. Während in Not geratene Gaskonzerne oder Fluglinien in Windeseile staatliche Hilfen in Milliardenhöhe bekommen, ist für unsere notleidenden Kliniken noch kein neues Rettungspaket in Sicht. Der Politik sollte es klar sein, es geht nicht nur um wohltemperierte Wohnungen, es geht vielmehr um die existentielle stationäre Gesundheitsversorgung.
Schon in diesem Jahr werden 60 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen schreiben müssen, das sind über 250 Kliniken in NRW und RLP. Deshalb: Unsere Kliniken benötigen umgehend einen Ausgleich für die hohe Inflation und Energiekosten. Die Inflation liegt schon jetzt bei fast acht Prozent. Sie wird sich in Kürze vermutlich auf eine zweistellige Prozentzahl erhöhen. Die Politik schaut bisher nur zu, aber, der Handlungsdruck wird weiter steigen.
Solange nicht gehandelt wird, werden freie Arztstellen nicht wiederbesetzt. Die Kolleginnen und Kollegen werden so immer weiter überlastet, Personalflucht wird die Folge sein. Am Ende leidet die Qualität der Versorgung. Deshalb muss endlich das Budget für ärztliches Personal aus den DRG raus, so, wie es bei der Pflege bereits Realität ist.
Auch Ärztinnen und Ärzte brauchen Entlastung und gerade wegen der hohen Inflation eine vernünftige Gehaltserhöhung. Der Arbeitsplatz Krankenhaus muss attraktiver werden. Seit Jahren leiden unsere Kliniken unter einem chronischen Personalmangel, was deren Möglichkeit, die Einnahmen zu steigern, schlicht stark beschränkt. An Erlössteigerungen ist in dieser schwierigen Situation ohnehin kaum noch zu denken.
Die zudem seit Jahrzehnten nicht auskömmliche Finanzierung der Investitionskosten durch die Länder verschärft die wirtschaftliche Lage unserer Krankenhäuser nochmals. Die Länder werden ihrer gesetzlichen Verpflichtung schlicht nicht gerecht. Bund und die Länder müssen jetzt handeln: Die Landesregierungen müssen den Kliniken weitaus mehr Geld bereitstellen, wenn sie in den nächsten Monaten eine eiskalte Strukturbereinigung unserer Kliniklandschaft verhindern wollen. Die in NRW aktuell beginnende Umsetzung der Reform des Krankenhausplans dürfte sonst wegen zahlloser Insolvenzen schnell überholt sein.
Um es noch mal klar zu sagen, eine solide Finanzplanung ist für die Kliniken unter diesen Rahmenbedingungen unmöglich. Die DKG hat vorgerechnet: Eine Klinik mittlerer Größe wird in 2023 sechs Millionen Euro mehr für Gas und Strom ausgeben müssen. Ohne einen kurzfristigen Inflationsausgleich, ohne den schnellen Ausgleich der hohen Energiekosten droht ein massiver Stellenabbau, was infolge der somit geringeren Leistungsfähigkeit unweigerlich das Tempo der Klinik-Insolvenzen beschleunigen wird.