• Kassen wollen die Klinikstandorte in RLP deutlich reduzieren

    Gutachten sieht Abbau von 39 der 87 Klinikstandorte in RLP vor
    23.Juni 2024
    Welche Kliniken bleiben nach der Berliner Klinikreform noch übrig? Schützenhilfe bekam die Bundesregierung nun von der Seite der Krankenkassen. Ginge es nach den Kassen, sähe die Krankenhauslandschaft der Zukunft in Rheinland-Pfalz in einigen Jahren gänzlich anders aus als heute. Von den derzeit 87 Krankenhausstandorten würden nur noch 48 Klinikstandorte existieren. „Qualität muss im Mittelpunkt stehen“ – so lautete sicherheitshalber der Titel der dazugehörigen Pressemeldung.

    Durch eine solche Schwerpunktbildung und Konzentration werde die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung nicht gefährdet, betonte Prof. Boris Augurzky, der ein von den Kassen und Kassenverbänden beauftragtes Gutachten in Mainz vorstellte. Die Versorgungsqualität und Wirtschaftlichkeit würde sogar steigen, versicherte das Mitglied der Regierungskommission für eine bedarfsgerechte Krankenhausversorgung.

    Prof. Augurzky legte seinen Schwerpunkt zunächst ausführlich auf wirtschaftliche Aspekte, verwies auf die schwierige pekuniäre Lage der Kliniken und hierbei auch auf die unzureichende Investitionsquote der Landesregierung von Rheinland-Pfalz. Die Förderquote in RLP liegt mit 2,9 Prozent unter der des Bundes (3,2 Prozent). Sie sollte tatsächlich zwischen sieben und acht Prozent liegen.

    Angesichts der Überalterung der Ärzteschaft und des zunehmenden Alters der Bevölkerung stehe Rheinland-Pfalz vor großen Herausforderungen: „Wie soll es gelingen, künftig mit weniger Personal mehr Patienten bei weniger stark steigenden Beitragseinnahmen zu versorgen?“ Der Schlüsselfaktor für eine Lösung sei seiner Ansicht nach die Erhöhung der „Produktivität. Sonst müssen wir Rationieren“.

    Es folgte die gewohnte Argumentationskette der GKV-Beitragsverwaltung: Doppelstrukturen müssten abgeschafft werden. Die Zahl der MVZ ausgebaut werden. Im ambulanten Bereich sei auch mehr Konzentration nötig. Die Ambulantisierung müssen vorangetrieben werden. Das Angebot der Telemedizin und die Digitalisierung müssten verbessert werden. „Wir brauchen nicht immer den ärztlichen Kontakt. Da kann man einiges machen.“

    Bei Schwerpunktbildung würden Leistungsgruppen gebündelt. Bei Zentralisierung meist kleinere Standorte zusammengelegt. Den Investitionsbedarf für die von der Kassenseite vorgeschlagene Zentralisierung bezifferte Prof. Augurzky auf insgesamt 2,3 Milliarden Euro, hierfür stünde Rheinland-Pfalz ausreichend Geld im Transformationsfonds zur Verfügung.

    Mit einer Reduktion auf nur noch 48 Klinikstandorte in RLP reduziere sich der Personalbedarf und die Fallzahlen je Leistungsgruppe würden steigen. Nebenbei würden die Personalkosten im ärztlichen Bereich so um 16 Prozent sinken, „bei den höheren Positionen seien deutlich mehr Einsparungen möglich“. Es bleibt zu hoffen, dass diese gemeinsamen Äußerungen der Kassen und Kassenverbände in RLP auch ein erster Schritt in die nötige Konzentration in der Kassenlandschaft darstellen.