Wir forderten, die Zusicherung der Politik und Kassen, dass die Reduzierung des Dokumentationsaufwandes keine finanziellen Nachteile für die Krankenhäuser haben darf. Zugleich müssen auch die sonstigen Verwaltungsaufgaben - wie Datenerfassung und Dokumentation - auf ein absolut notwendiges Minimum beschränkt werden. Nur so können wir effizient alle vorhandenen ärztlichen Kapazitäten in der Patientenversorgung nutzen.
Schon im klinischen Normalbetrieb vor der Corona-Pandemie stellten die täglich erforderlichen Dokumentationen für das Fallpauschalensystem (DRG) ein großes bürokratisches Hemmnis in der Versorgung unserer Patienten dar.
Aus den regelmäßigen Umfragen unter unseren Mitgliedern wissen wir sehr genau, welches fatale Ausmaß die Bürokratie im Klinikalltag bereits angenommen hat: 60 Prozent der Krankenhausärzte verbringen mindestens drei Stunden am Tag mit reinen Verwaltungstätigkeiten, die weit über rein ärztliche Aufgaben hinausgehen. 35 Prozent der Befragten werden sogar vier Stunden ärztliche Arbeitszeit am Tag regelrecht geraubt.
Da verwundert es doch niemanden, dass der Abbau von Bürokratie für die meisten Ärztinnen und Ärzte ganz oben auf der Prioritätenliste steht: 70 Prozent der Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus geben ab, das die Entbürokratisierung „sehr wichtig“ oder sogar „am wichtigsten“ für sie ist.
Das hat gravierende Folgen: Jeder fünfte in unseren Umfragen Befragte trägt sich mit dem Gedanken, die ärztliche Tätigkeit ganz aufzugeben. Als wesentliche Gründe nennen die gut 6.500 befragten Ärztinnen und Ärzte nicht nur die hohe Arbeitsbelastung und den steigenden ökonomischen Druck, sondern vor allem die ausufernde Bürokratie.
Wir müssen es leider den Politiker immer wieder sagen: In der Bürokratie erstickt unsere ärztliche Arbeit. Durch den grassierenden Kontroll- und Dokumentationswahn wird ungeheuer viel ärztliche Arbeitskraft gebunden. Wertvolle Arbeitszeit wird regelrecht verschwendet.
Hätten wir weitaus weniger bürokratische Anforderungen zu erfüllen und dadurch wieder mehr Zeit für unsere Patienten, würde dies sicherlich sofort spürbar helfen, die seit Jahren schlechte Personalsituation in den Krankenhäusern ein Stück weit zu verbessern.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat vorgerechnet, was es uns bringen würde, wenn man die bei den 60 Prozent der Befragten anfallenden drei Stunden tägliche Bürokratiearbeit schlicht halbiert: Wir hätten schlagartig die Arbeitskraft von 3.750 vollzeitbeschäftigten Ärzten mehr zur Verfügung.
Es ist - umso mehr in der Pandemie - ein Auftrag an die Politik und Krankenkassen, die Entbürokratisierung der ärztlichen Tätigkeit endlich stärker voranzutreiben. Unsere Zeit wollen wir für die Behandlung unserer Patienten effizient einsetzen, aber gewiss nicht mehr zum Ausfüllen von Formularen etc. Gerade in der Zeit der Bundestagswahl sollten wir unsere Politiker daran erinnern.
Politiker sind doch in den Regionen selten so gut erreichbar, wie in der aktuellen Zeit des Wahlkampfes. Suchen auch Sie das Gespräch mir Ihren Bundestags-Kandidaten in Ihrem Wahlbezirk und geben Sie Ihnen mit Ihren ganz persönlich Schilderungen den klaren Auftrag, unsere ärztliche Tätigkeit endlich stärker zu entbürokratisieren.
Die Befreiung von der bürokratischen Last in Kliniken und auch Praxen muss eine Hauptpriorität der Gesundheitspolitik der nächsten vier Jahre sein! Es besteht dringender Handlungsbedarf. Denn der Aufwand für Bürokratie wird sonst in rasender Geschwindigkeit weiter ins Unermessliche steigen.