„Unabhängig von Henriette Rekers Klinikverbundplänen benötigen die Kliniken der Stadt Köln aber eine tragfähige Strategie, um die medizinische Grundversorgung in der rheinischen Metropole auch alleine weiterhin sicherzustellen“, betonte Michael Krakau. „Das ein großes Klinikum auch angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser durchaus schwarze Zahlen schreiben kann, zeigt uns das Klinikum Dortmund, das nach vielen Jahren mit erheblichen Millionendefiziten endlich konsolidiert ist. Bei diesem strategischen Prozess ist auch die Kölner Politik gefordert“, unterstreicht Michael Krakau weiter.
Beide Kliniken in Köln haben derzeit insgesamt 3.000 Betten und 15.000 Mitarbeiter, davon rund 2.100 Ärzte und 5.400 Pflegekräfte. Würden die Pläne Realität, würde eine der größten Kliniken in der Bundesrepublik entstehen. Henriette Reker will Köln durch den Verbund zu einem national und international bedeutenden Gesundheitsstandort entwickeln.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat nach bisher zweijähriger Amtszeit einen gewissen Handlungsdruck, denn der Klinikverbund ist ihr erstes politisches Projekt, mit dem sie aktiv vorangeht. Zweifellos muss ihre Initiative auch in der Politik auf fruchtbaren Boden fallen, denn auf städtischer Seite würde die Entscheidung zum Klinikverbund letztlich von dem Kölner Stadtrat gefällt werden müssen.
Das Uniklinikum Köln zählt zu den leistungsfähigsten medizinischen Einrichtungen in Deutschland. Seit acht Jahren bilanziert das Uniklinikum Köln wirtschaftlich erfolgreiche Geschäftsjahr mit höchst positiven Leistungsentwicklungen, einer Auslastung von 90 Prozent und einer dynamischen Zunahme der Patientenzahlen. In der Bilanz des Vorjahres stehen an der Uniklinik Köln rund 300.000 ambulante und 62.000 stationäre Behandlungsfälle. Im Vorjahr stand unter dem Strich ein Rekordgewinn von über fünf Millionen Euro. Das Land investiert gerade 364 Millionen Euro in Neubauten an der Uniklinik Köln.
Die Kliniken der Stadt Köln sind der größte medizinische Leistungserbringer in der rheinischen Metropole. Über 170.000 ambulante Eingriffe und rund 63.000 stationäre Patientenversorgungen werden jährlich an den drei Standorten in Holweide, Merheim und an der Amsterdamer Straße erbracht. Die Kliniken der Stadt Köln erwirtschaften jedoch seit 2012 jedes Jahr Millionenverluste. Für 2017 wird ein Minus von sechs oder sieben Millionen Euro erwartet. Die Stadt Köln hat in den letzten Jahren bereits rund 57 Millionen Euro in die Kliniken der Stadt Köln gesteckt.
Noch weiß niemand verlässlich, wie genau der Kölner Klinikverbund geschaffen werden oder letztlich aussehen soll. Durch eine Fusion, durch eine strategische Kooperation oder eine Mehrheitsbeteiligung? Den ersten Informationen zu Folge wird eine Mehrheitsbeteiligung der Uniklinik Köln an den Städtischen Kliniken Köln präferiert.
Der neue Klinikverbund böte die Chance, heißt es aus der Kölner CDU-Fraktion, die defizitären städtischen Kliniken aus der Krise zu führen, eine drohende Privatisierung zu vermeiden und Köln zu einem bedeutenden Gesundheitszentrum zu entwickeln. Nach ersten Schätzungen werden durch den neuen Klinikverbund in der Kölner Politik finanzielle Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe erhofft.
Es sei zwar verlockend, in Köln einen der größten deutschen Klinikstandorte zu etablieren, entgegnet hingegen die SPD, aber es stimme doch höchst bedenklich, dass Oberbürgermeisterin Reker glaube, Größe allein sei ein Kriterium für gute Medizin.
Mögliche Synergien bei einer Fusion oder Mehrheitsbeteiligung seien nicht nachgewiesen, kritisiert die SPD weiter. Angedachte Einsparungen träfen in aller Regel letztlich nur das Personal. Es sei auch nicht zu erwarten, dass das Land oder die Uniklinik Geld in die Millionenverluste schreibenden Kliniken der Stadt Köln stecken würden.
Die Grünen im Kölner Stadtrat betonen, die Kliniken der Stadt Köln müssten ein Vollversorger bleiben. Eine Privatisierung lehnen sie strikt ab. Sowohl aus dem Kölner Stadtrat, als auch aus dem Aufsichtsrat und von der Mitarbeiterseite der Kliniken wird bemängelt, dass es kein guter Stil sei, von Rekers Plänen erstmals aus der Kölner Tagespresse informiert zu werden.
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann reagierte positiv auf den Vorstoß der Kölner Oberbürgermeisterin, „sofern er dem beabsichtigten Strukturwandel in der Krankenhauslandschaft diene“.