„Dringend angepackt werden musst auch das Thema Teststrategie. Es wurde viel, aber nicht sinnhaft auf Corona getestet. Mit dem anlasslosen Testen oder politisch getriggerten Testen etwa an Schulen und Kitas muss Schluss sein“, mahnte Gehle weiter. „Wichtiger ist, dass alle systemrelevanten Menschen, vor allem im medizinischen Bereich, getestet werden. Wer asymptomatisch ist und keinen Bezug zu Risikogruppen hat, soll nicht mehr testet werden“, begrüßte Gehle die vom RKI dahingehend geänderte Teststrategie. Die intransparente und unterschiedliche Teststrategie müsse aufhören. „Corona-Tests sind diagnostische Verfahren, für die es eine klare medizinische Indikation geben muss. Die Kostenübernahme muss klar und einheitlich geregelt sein.“
Der westfälisch-lippische Kammerpräsident warnt angesichts der bevorstehenden Impfungen vor einer Sorglosigkeit. „Es wird Monate, vielleicht auch ein Jahr oder länger dauern, bis wir hierzulande so viele Menschen geimpft haben, dass ein wirksamer Schutz in der Bevölkerung aufgebaut worden ist.“ Angesichts der nur begrenzt vorhandenen Impfkapazitäten sei eine Impfstrategie zwingend erforderlich.
Bei den 53 für NRW geplanten Impfzentren müsse an bestehende Strukturen angeknüpft werden. Die Frage der Priorisierung müsse von staatlicher Seite nach klaren, transparenten Kriterien festgelegt werden. „Ärzte müssen die Aufklärung übernehmen, die Indikation stellen. „Es dürfen nur Ärzte die Impfung selbst vornehmen oder an entsprechend geschultes Personal delegieren.“
Ferner müsse es für potentielle Impfschäden eine Staatshaftung geben. „Bei aller Hoffnung, die die in Aussicht gestellten Impfstoffe aufkeimen lassen, besteht kein Grund, mit dem Anstrengungen zur Bekämpfung der Pandemie nachzulassen. Die Fallzahlen sein unverändert viel zu hoch. Es drohe eine Überlastung der Krankenhäuser. Besorgniserregend sei dabei allerdings nicht ein bevorstehender Mangel an Intensivbetten, sondern vielmehr an Pflegekräften, die uns fehlen. „Was haben wir von einem Beatmungsgerät, wenn keiner da ist, der es bedienen kann. Der seit Jahren vorhandene Mangel an Pflegekräften werden jetzt eklatant sichtbar.
Da der normale Klinikbetrieb heruntergefahren werden müsse, erleiden die Krankenhäuser erhebliche Einnahmeverluste. „Ich fordere deshalb nachhaltige Hilfen für die Krankenhäuser und eine sofortige Budgetgarantie für die Kliniken, die COVID-19-Patienten versorgen. Natürlich ist die Wiedereinführung von Freihaltepauschalen für die Monate November, Dezember und Januar ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Kriterien sind dermaßen restriktiv ausgestaltet, dass nicht alle Kliniken davon etwas haben werden. Was bisher vorliegt, reicht nicht. Das muss nachgebessert werden.
Die Kammerversammlung beschloss den Erhalt der Brustzentren, dass die Arbeit in der Pandemie keine Nachteile für die Weiterbildung habe, die schnelle Umsetzung des Jugendschutzgesetzes, die Förderung des ÖGD durch eine Stiftungsprofessur an der Universität Bielefeld und benannte sechs zentrale Handlungsfelder für eine nachhaltige Krankenhausplanung. Die Beschlüsse finden Sie auf unserer Homepage.