Auch Minister Laumann stimmt zu: „Wir müssen aus dem ruinösen Wettbewerb, der jetzt in vielen Regionen stattfindet, herauskommen. Ich habe nicht vor, noch mehr Geld auf den Tisch zu legen, wenn nicht auch nötige Strukturveränderungen vorgenommen werden. Ich bin dabei kein Anhänger der Planwirtschaft: Dass Patienten eine gewisse Wahlfreiheit haben, ist ein Segen.“
Minister Laumann: Kein Kahlschlag im ländlichen Raum
Das von uns seit Jahren kritisierte DRG-System bezeichnet auch Minister Laumann mittlerweile als „angeschlagen“. Die Kosten des Pflegepersonals sind bereits extrahiert. „Stellen Sie sich mal vor, dass der Marburger Bund auch noch die Finanzierung der Ärzte da rausbekommt. Wir brauchen eine Grundfinanzierung, um nicht nur von den Fällen zu leben.“ Das jetzige System schaffe zu viele Fehlanreize, schloss sich Minister Laumann unserer Meinung an.
Was wird kommen? „Wie die Krankenhauslandschaft in NRW am Ende der mehrjährigen Krankenhausplanung aussehen wird, kann niemand sagen, auch ich nicht. Wir fangen jetzt erst an, haben erst seit zwei Tagen erstmalig eine für weitere Entscheidungen notwendige Datengrundlage“, bekannte Minister Karl Josef Laumann. Diese Datenanalyse soll fortgeschrieben werden. „Ich frage mich, auf welcher Grundlage haben wir eigentlich in der Vergangenheit Entscheidungen zur Krankenhausstruktur in NRW getroffen?“
Minister Laumann gibt ein klares Bekenntnis: „Mit mir wird es einen Kahlschlag im ländlichen Raum nicht geben“, versicherte er durchaus authentisch. „Wer mich kennt, der weiß, ich will die mehrheitlich christlichen Kliniken in NRW erhalten. Ich stehe zur Trägervielfalt. Ich strebe nicht norddeutsche Verhältnisse an.
Unter Druck werden nach Ansicht des Ministers auch die Unikliniken geraten: „Ich sehe nicht ein, dass die Unikliniken alles machen können, was sie wollen.“ Veränderungen drohen aber nicht nur Unikliniken: „Wer die Reform am meisten fürchten muss? Das sind die privaten Klinikträger“, meint Laumann.
Schließungen von Kliniken in NRW seien nicht auszuschließen, aber wohl nur in Ballungsräumen zu erwarten. „Es wird am Ende jedenfalls sicherlich nicht mehr Kliniken als heute geben. Natürlich sind Schließungen unschön, aber ich mache mir um die berufliche Zukunft von Ärzten und Pflegekräften nicht wirklich Sorgen.“
Laumann will die stationäre Versorgung zukünftig nach Leistungsbereichen und Leistungsgruppen planen, der Bettenbedarf soll in der Krankenhausplanung nicht mehr maßgeblich sein, sondern vielmehr die medizinischen Leistungen. Diese gilt es im nächsten Schritt im Landesausschuss für Krankenhausplanung NRW auf ihre Praxistauglichkeit hin zu überprüfen.
„Werden Leistungsgruppen klar und eindeutig definiert, werden es sinnvolle medizinische Einheiten?“, hinterfragte KGNW-Präsident Jochen Brink. „Sind die Leistungsgruppen kompatibel mit der Klinikorganisation? Welche Wechselwirkungen haben sie auf die bundeseinheitlichen Vergütungsbedingungen und die Vorgaben des G-BA? Werden die Umstrukturierungen tatsächlich die Versorgungsqualität verbessern können?“ Das Thema bleibt spannend.
Beachtlich sind die derzeitigen Bekenntnisse zum Verfahren. Sowohl Minister Karl-Josef Laumann als auch Jochen Brink bekennen sich klar dazu, dass es im gesamten Planungsverfahren ärztlichen Sachverstand geben muss. Jochen Brink schloss mit den Worten: „Hoffentlich sind wir so klug, dass wir in unseren Arbeitsgruppen möglichst viele Ärzte haben werden.“ Für uns ein Novum: „Die Transparenz, die wir jetzt erleben, hat es in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht gegeben“, bilanzierte Dr. med. Hans-Albert Gehle.
- Beschlüsse der Hauptversammlung in Bochum(69.5 KB, PDF)