• Kratzen, Treten, Schlagen - Gewalt von Kindern ist noch oft Tabu-Thema

    10. Forum Kinderschutz der Ärztekammer Westfalen-Lippe
    07.März 2017
    Münster
    Kratzen, Treten, Schlagen: Gewalt, die von Kindern ausgeht, ist zu oft noch Tabu-Thema. „Entscheidend ist, welche Erfahrungen gewalttätige Kinder und Jugendliche machen und was sie aus ihrem Verhalten lernen“, warnt Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. „Solange man Kindern und Jugendlichen keinen besseren Weg aufzeigt oder sie durch Zufall selbst einen solchen Weg finden, werden sie weiterhin Gewaltstrategien benutzen.“ Der Ärztekammerpräsident tritt deshalb dafür ein, schon früh mit Präventionsmaßnahmen und Hilfsangeboten gegen gewalttätiges Verhalten anzusetzen. Gute Beispiele für solche Präventionsarbeit, aber auch aktuelle Informationen zum Thema bietet das „Forum Kinderschutz“, zu dem die Ärztekammer Westfalen-Lippe am 11. März 2017 nach Hagen einlädt.

    Bis zum Alter von vier Jahren kann Gewalt als normaler Teil der kindlichen Entwicklung angesehen werden. Zum Ende des zweiten Lebensjahres zeigt ein Großteil der Kinder auch aggressive Verhaltensweisen; Grenzen werden getestet. In Studien sei beispielsweise beobachtet worden, dass unter den Drei- bis Sechsjährigen 18 Prozent der Jungen und 13 Prozent der Mädchen ein Verhalten wie „leicht wütend werden“ oder „sich häufig schlagen“ zeigten. „Auch im Grundschulalter sind noch häufig gewaltbereite Kinder anzutreffen, es sollte aber insgesamt weniger werden“, erläutert Dr. Windhorst.

    Aggressive Verhaltensweisen, die vor dem zehnten Lebensjahr begännen, drohten besonders häufig, zu einer dauerhaften Last für die Betroffenen und ihr Umfeld zu werden. „Aggression kann sich nicht nur gegen Gleichaltrige, sondern auch gegen Erzieherinnen und Lehrer und die eigenen Eltern richten. Allerdings ist nach wie vor die Gewalt von Eltern gegen ihre Kinder deutlich häufiger.“

    Das Forum Kinderschutz der Ärztekammer Westfalen-Lippe richtet sich nicht nur an Ärztinnen und Ärzte, sondern auch an Angehörige anderer Berufsgruppen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Es gibt in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal Gelegenheit zur Vorstellung von Best-practice-Beispielen zu einem aktuellen Thema aus dem Bereich des Kinderschutzes und zu berufsgruppenübergreifendem Austausch.