Es war uns von Beginn an völlig klar, dass wirksame Impfstoffe gegen die gefährliche Pandemie nicht gleich in unbegrenzten Dosen für alle verfügbar sein werden. Angesichts des derzeitigen Mangels an Impfstoffen können in den Krankenhäusern nur diejenigen Mitarbeiter geimpft werden, die unmittelbar COVID-19 Patienten versorgen oder in Stationen mit besonders hoch gefährdeten Patienten tätig sind, etwa im onkologischen Bereich.
Das reicht uns noch lange nicht, aber ein Anfang ist jetzt immerhin gemacht. Bis zur flächendeckenden Impfung werden noch etliche Wochen oder auch Monate vergehen. Allein in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind 360.000 Menschen in 440 Krankenhäusern tätig. Sie alle müssen – so schnell es geht – geimpft werden. Wir fordern das mit guten Gründen und mit hohem Nachdruck. Es darf nach den ersten Corona-Schutzimpfungen in Krankenhäusern keine Pause geben. Das ist gewiss eine logistische Herausforderung. Ganz zu schweigen die nötige Impfung aller 22 Millionen Einwohner in NRW und RLP.
Nach unseren ersten Informationen wollen sich über 70 Prozent der Klinikmitarbeiter impfen lassen, mehr als in der sonstigen Bevölkerung. Das ist nicht verwunderlich, denn wir sehen täglich die schrecklichen Folgen dieser Infektion. Es ist außerordentlich wichtig, dass sich alle Ärzte und Pflegekräfte in unseren Krankenhäusern so rasch wie möglich gegen das Coronavirus immunisieren lassen, weil berufsbedingt „ALLE“ Klinikmitarbeiter einem deutlich erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, auch außerhalb der COVID-19-Versorgung. Es darf keine – wie auch immer begründete – Auswahl der Impflinge geben.
Nur mit einer flächendeckenden Corona-Impfung können wir allen Patienten eine infektionsgeschützte Versorgung bieten und letztlich die Pandemie überwinden. Dafür bedarf es natürlich einer gründlichen Aufklärung über den verabreichten Impfstoff, denn erste Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen uns, solange noch Defizite herrschen, werden Impfskeptiker nicht überzeugt sein, sich selber impfen zu lassen.
Wir wissen alle, Corona-Viren machen vor niemanden Halt. Jeder trägt eine hohe Verantwortung, sich und seine Mitmenschen zu schützen. Doch trotz Schutzausrüstung und aller Vorsichtsmaßnahmen haben sich in den vergangenen Monaten bereits unzählige Klinikmitarbeiter in unserem Landesverband bei der intensiven Behandlung von stationär versorgten COVID-19-Patienten in den Krankenhäusern selber infiziert und mussten deswegen in die häusliche Quarantäne gehen. Und wir wissen leider auch, dass überdurchschnittlich viele Ärztinnen und Ärzte dabei schwere Krankheitsverläufe erlitten haben.
Um die Versorgung der unverändert hohen Zahl an COVID-19-Patienten aber weiterhin gewährleisten zu können, benötigen wir jeden einzelnen Arzt und jede einzelne Pflegekraft. Durch eine Impf-Immunisierung der Klinikmitarbeiter könnte das gelingen, auch wenn uns ohnehin Ärzte und Pflegekräfte in ausreichender Zahl seit Langem fehlen.
Wir wollen hoffen, dass in der nahen Zukunft nicht nur deutlich mehr Impfstoff hergestellt und zur Verfügung gestellt werden kann, sondern auch noch mehr Impfstoffe entwickelt werden. Solange nicht für alle Bürger Impfstoffe vorhanden sind, verbietet sich jegliche Diskussion um Vorrechte von Geimpften. Wiegen wir uns zudem nicht allzu sehr in Sicherheit, denn es ist noch nicht klar, ob die Impfung auch vor einer Weitergabe der Viren schützt. Und wir wissen ebenso wenig, ob und welche gefährlicheren Mutationen des Virus noch auftreten werden. Deshalb ist es dringend erforderlich, parallel zum Impfen endlich damit zu beginnen, statt provisorischer Strukturen in allen Gesundheitsbereichen infektionsfeste Strukturen aufzubauen.