Wir Ärztinnen und Ärzte haben zugleich intensiv spüren müssen, woran es uns fehlt: Gerade in solch besonderen Zeiten ist der seit langem herrschende Personalmangel im ärztlichen wie auch im pflegerischen Bereich für die Diensthabenden eine große Belastung. Hier werde ich nicht müde, die in der Verantwortung stehenden Politiker in Bund und den Ländern aufzufordern, die nötigen Gelder für eine bedarfsgerechte Versorgung bereitzustellen. Und nicht nur dies.
Besser als wir Klinikärztinnen und -ärzte kennt wohl niemand die prekäre Situation in den Krankenhäusern. Wir erleben jeden Tag, dass es in unseren Kliniken in NRW und RLP an allen Ecken und Kanten mangelt. Wir erfahren jeden Tag, dass uns Ärzte und Pflegekräfte fehlen. Wir versuchen, mit unserem außerordentlichen Engagement den Personalmangel nach Kräften aufzufangen, um unsere Patienten in Not zu versorgen, die woanders keine Alternative zur Behandlung mehr finden können. Wir lassen sie nicht im Stich und das werden wir auch zukünftig nicht tun.
Die Besorgnis erregenden Umstände sind die Konsequenzen des leergefegten Personalmarktes. Den gibt es nur, weil uns seit Jahren ausreichende Studienplätze und Ausbildungsinitiativen fehlen, um zusätzliche ärztliche und pflegerische Fachkräfte einsetzen zu können. Als Marburger Bund fordern wir mit guten Gründen u.a. mehr Studienplätze, die volle Refinanzierung der Tarifsteigerungen, die Abschaffung des in vielen Fällen unzureichenden DRG-Systems, die tatsächlich benötigten Gelder für Investitionen in Kliniken und eine bedarfsorientierte Klinikplanung.
Es gibt leider aber auch andere Akteure, die tatsächlich meinen, uns Klinikärzte mit ihren guten Ratschlägen versorgen zu müssen. Ob NAV oder Hartmannbund, ob KBV oder Facharztverbände, sie übertreffen sich nahezu, um uns oder Politikern zu erklären, wie die Versorgung in den Krankenhäusern auszusehen habe oder wo es überhaupt noch welche Kliniken im Land geben dürfe.
Ich möchte Ihnen eindringlich raten, sich doch besser um die notleidende Versorgung im ambulanten Bereich zu kümmern, sodass die Bevölkerung auch dort endlich wieder die Versorgungsmöglichkeiten findet, die sie wirklich brauchen. Die vermeintlich guten Ratschläge für Kliniken gleichen eher Verteilungskämpfen in einem heillos unterfinanzierten System. Ich meine, diese Akteure sollten sich vordringlich um die ambulanten Versorgungsbereiche kümmern, für die sie zuständig sind, denn wir Klinikärzte können in den personell völlig unterbesetzten und unterfinanzierten Kliniken die vorhandenen Lücken in der ambulanten Versorgung nicht dauerhaft flicken. Ein fortgesetzter Klinikabbau würde das Problem weiter verschärfen.
Politikern möchte ich an dieser Stelle empfehlen, suchen Sie doch mal ihre Kliniken vor Ort auf und gewinnen Sie einen Eindruck von der Realität im Krankenhaus. Wir präsentieren Ihnen gerne die gravierendsten Nöte in unseren Krankenhäusern, zeigen Ihnen die täglich spürbaren Konsequenzen einer seit Jahren verfehlten Gesundheitspolitik. Betroffen sind ja nicht nur wir Klinikärzte, sondern vor allem unsere Patienten.
Fassen aber auch Sie vor Ort ruhig Mut: Laden Sie in Ihrem Krankenhaus doch einfach mal ihre regionalen Politiker ein. Wenn wir Klinikärztinnen und -ärzte uns nicht selber zu Wort melden, nicht für uns selber kämpfen, werden andere weiterhin versuchen – mit ihren ureigenen Interessen – für und über uns hinweg zu entscheiden. Das sollten wir alle nicht zulassen.