Alle Beschäftigten wollen schwer erkrankten Patienten die bestmögliche medizinische Versorgung geben. Krankenhausarbeit ist eine Teamleistung: Bei aller Freude über das Ende des Tarifkonfliktes darf die Politik nicht vergessen, dass auch wir Ärztinnen und Ärzte dringend Verbesserungen bei unseren gesamten Arbeitsbedingungen benötigen, weil wir seit Jahren chronisch überlastet sind. Auch im ärztlichen Bereich sind viele Stellen in allen Kliniken nicht besetzbar, oft seit Jahren. Corona belastet uns immens. Der Ärztemangel zehrt uns zusätzlich aus. Aktuell kommt noch der coronabedingte Ausfall von Ärztinnen und Ärzten erschwerend dazu.
Seit dem 11. Juli verhandeln wir auf Bundesebene in der aktuellen Tarifrunde mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) für über 20.000 Ärztinnen und Ärzte an Universitätskliniken. Worum geht es in der aktuellen Tarifrunde? Unsere Tarifgremien haben in den Forderungen einen Schwerpunkt auf die Aufwertung der Arbeit zu ungünstigen Zeiten gelegt. Es geht also nicht nur um lineare Tariferhöhungen, sondern auch um Zuschläge für familienunfreundliche Arbeit in der Nacht.
Wir halten die Weiterentwicklung der Zeitzuschläge für dringend geboten. So soll der Nachtzuschlag generell auf 25 Prozent und für die „tiefe Nacht“ zwischen 0 und 4 Uhr auf 40 Prozent angehoben werden. Der Sonntagszuschlag soll auf 50 Prozent steigen und der Samstagszuschlag für den gesamten Tag 20 Prozent betragen. Überdies wollen wir die zunehmend mit regelhafter Arbeitsleistung belegten Randzeiten des Tages aufzuwerten. Vollarbeit soll deshalb am Abend (vor Beginn des Nachtzeitraums) sowie am frühen Morgen ebenfalls mit Zuschlägen in unterschiedlicher Höhe (10 bis 20 Prozent) belegt werden
Als Ausgleich für die hohen Belastungen der Ärztinnen und Ärzte wollen wir eine einfache und einheitliche Regelung beim Zusatzurlaub einführen. Unabhängig von der Dienstform soll es zukünftig fortlaufend bei einer Ableistung von jeweils 144 Nachtarbeitsstunden einen Tag Zusatzurlaub geben. Ein weiterer Fokus liegt natürlich auf den linearen Erhöhungen, die in Anbetracht des Inflationsgeschehens deutlich stärker ausgeprägt sein müssen. Die Tabellenentgelte sollen mit Wirkung vom 1. Juli 2022 um 8,9 Prozent steigen. Die Arbeitgeber haben es selber in der Hand, in dieser Tarifrunde am 16./17. sowie 24. und 25. August auf dem Verhandlungstisch eine vernünftige Lösung vorzulegen.
In NRW stellt sich uns davon unabhängig nach dem in Bälde zu erwartenden Austritt der sechs Unikliniken aus der TdL die Frage, was dies für uns Ärztinnen und Ärzte an Unikliniken bedeutet. Mehrheitlich sind die Ärztinnen und Ärzte an den Hochschulen angestellt. Aber wären die Hochschulen und Unikliniken denn bereit sind, auch für Ärztinnen und Ärzte Sonderregelungen zur Entlastung abzuschließen, wie es die Pflegekräfte in NRW erreicht haben? Beim Thema Entlastung der Pflegekräfte trat die TdL wie ein Hardliner auf. Es bleibt uns nach den Erfahrungen des Austritts der Uniklinika in NRW aber zu hoffen, dass die TdL nun Einsicht zeigt, einlenkt und bereit ist, über das Thema Entlastung der Ärzteschaft zu verhandeln.