Landesweite digitale Vernetzung von fachärztlicher Expertise
„Wir wollen die Zügel in die Hand nehmen und die digitale Versorgung im Gesundheitswesen besser nutzen. Trotz zahlreicher Maßnahmen und hoher Investitionen ist es bisher nicht ausreichend gelungen, ein landesweites, engmaschiges und digital unterstütztes Versorgungsnetzwerk aufzubauen“, unterstrich Minister Laumann.
„In der Vergangenheit hat es bereits eine Vielzahl von Einzelprojekten gegeben, die nach einer bestimmten Laufzeit beendet wurden. Das Virtuelle Krankenhaus soll dagegen Teil des Systems der Regelversorgung werden und schließlich ganz normal wie die anderen Leistungen des Gesundheitssystems von den Krankenkassen finanziert werden.“
„In der Vergangenheit sind die Angebote der einzelnen Träger auch gescheitert, weil sie nicht kompatibel waren. Damit muss Schluss sein“, erklärte Laumann. „Ich bin froh, dass wir schon für den Gründungsausschuss hoch kompetente Vertreter der medizinischen Spitzenmedizin gewonnen haben. Sie werden das Fundament errichten, auf dem alle weiteren Dienste des Virtuellen Krankenhauses aufgebaut werden. Dabei werden auch die Ergebnisse des Wissenschaftsrats zur Begutachtung der Hochschulmedizin in NRW berücksichtigt. Für die erste Aufbauphase des Virtuellen Krankenhauses stehen als Anschubfinanzierung bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.“
Per Mausklick zum lebensrettenden Experten
Um das Potenzial der digitalen Möglichkeiten für Patienten sowie Leistungserbringer auszuschöpfen, wird das Virtuelle Krankenhaus Kooperationen mit den einschlägigen medizinischen Spitzenzentren eingehen. Fehlt in einem Krankenhaus oder in einer Arztpraxis eine spezielle Expertise, kann das entsprechende Zentrum über ein zentrales Verzeichnis „per Mausklick“ kontaktiert werden.
„Dadurch können die Therapien etwa von seltenen Erkrankungen deutlich verbessert werden. Gleiches gilt für die Erfassung medizinisch relevanter Patientendaten, die digital umgehend an den betreuenden Arzt gesendet und überwacht werden können“, meint Laumann. Darüber hinaus soll das Krankenhaus im nächsten Ausbauschritt Informationen und Beratungen für Patienten bündeln, zum Beispiel durch Online-Terminvereinbarung oder Telefonberatung.
Dem Gründungsausschuss obliegt nun die Klärung zahlreicher rechtlicher, organisatorischer und technischer Fragestellungen beim Aufbau des Virtuellen Krankenhauses. Die ersten Mitglieder des Gründungsausschusses stehen bereits fest und begrüßten die Initiative der Landesregierung:
Dr. Karin Overlack, Geschäftsführerin des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen erklärt: „Wir freuen uns, unsere Expertise in dieses innovative Projekt einbringen zu können: Zum einen ist die telemedizinische Befundung von Herz- und Diabetespatienten bei uns seit Jahren gelebte Praxis. Zum anderen besteht große Erfahrung in fachärztlicher und interdisziplinärer Datenübermittlung und gemeinsamen Diagnostik mit anderen Häusern.“
Auch Prof. Dr. Thomas Ittel, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums der RWTH Aachen, begrüßt die Pläne: „Ein mutiger und konsequenter Schritt, um die digitale Transformation des Gesundheitswesens voranzutreiben. Aachen hat mit der Elektronischen Fallakte Plus, dem Telemedizinzentrum und Innovationszentrum für Digitale Medizin, IZDM, wichtige Komponenten für die digitale Vernetzung geschaffen. Mit dem Projekt TELnet@NRW haben wir die hohe Akzeptanz bei Ärzten und Patienten für ein intersektorales digitales Gesundheitsnetzwerk belegt.“
Kliniken, Niedergelassene und Kassen müssen zur Mitarbeit motiviert werden
„Das Virtuelle Krankenhaus wird Voraussetzungen schaffen, das noch mehr Menschen am medizinischen Fortschritt sowie Wissen und Können hochspezialisierter Ärztinnen und Ärzte teilhaben können. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens, Telemedizin und Telekonzile werden im Virtuellen Krankenhaus für Patienten konkret“, sagt Staatssekretär a.D. Lutz Stroppe. „Dafür müssen im ersten Schritt Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte und Krankenkassen zur Mitarbeit motiviert und die landes- und bundesrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Das Virtuelle Krankenhaus kann neue Maßstäbe für die Digitalisierung des Gesundheitswesens in ganz Deutschland setzen und dafür den notwendigen neuen Schub geben.“
„Das Universitätsklinikum Münster ist aktuell mit über 130 Einrichtungen, vom Maximalversorger bis zum Hausarzt, vernetzt, der digitale Austausch von Röntgenbildern ist in der Radiologie längst Standard. In vielen Fachbereichen, z.B. Unfallchirurgie, Intensivmedizin oder Neurochirurgie, wird zudem mit sicheren Tele-Visiten eine gemeinsame Behandlung der Patienten im Heimatkrankenhaus mit den Experten des UKM durchgeführt – wovon alle profitieren: Kritisch kranke Patienten können schneller verlegt werden, andere Patienten können dagegen weiter in Ihrem Heimatkrankenhaus behandelt werden. Ob im Heimatkrankenhaus oder in der Uniklinik – die Behandlung erfolgt überall auf dem gleichen hohen Niveau.
Durch das Virtuelle Krankenhaus ist medizinische Expertise nicht mehr örtlich begrenzt, sondern überall verfügbar. Das Virtuelle Krankenhaus wird zu einer weiteren Verbesserung der Versorgung der Patienten, nicht zuletzt im ländlich geprägten Münsterland, beitragen“, sagt Prof Dr. Dr. Hugo Van Aken, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Münster.