• Plötzlich ungewöhnlich viel Bewegung

    Studienplätze für Humanmedizin in NRW
    13.Juni 2017
    Düsseldorf/Bielefeld/Siegen
    mhe. Seit vielen Jahren fordert der MB die Erhöhung der Zahl der Studienplätze für Humanmedizin und die Errichtung einer neuen Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen. Jahrelang schaltete die nordrhein-westfälische Landesregierung bei diesen Themen auf taube Ohren. Lediglich zu einer Ausweitung des „Bochumer Modells“ auf Kliniken in Minden und Herford rang man sich durch. Gut 60 Studienplätze wurden so geschaffen. Für den wachsenden Ärztebedarf in NRW ist das aber noch längst nicht genug.

    Derzeit gibt es neben der Privatuni Witten/Herdecke mit rund 80 Studienplätzen insgesamt rund 2.200 Studienplätze an sieben Fakultäten in NRW. Zur Erinnerung: in den 80er Jahren waren es noch gut 3.400! Mehr Studienplätze und neue Fakultätsstandorte seien nicht zu finanzieren, war in den letzten Jahren stets aus den Regierungskreisen zu hören. Höchst auskömmlich sprudelnde Steuerquellen wurden sorgsam ignoriert. Selbst die Tatsache des real existierenden Ärztemangels wurde unlängst sogar von der Wissenschaftsministerin bei einem Gastbesuch in der Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe bestritten. Dann folgte die Landtagswahl 2017.

    Plötzlich geht es Schlag auf Schlag. Die Universität Siegen will ab dem Wintersemester 2018/19 in Kooperation mit der Universität Bonn 25 neue Studienplätze für Humanmediziner schaffen. Siegen möchte bis zum Jahr 2025 endlich eine Volluniversität werden. Die rot-grüne Landesregierung hatte kürzlich diese ambitionierten Pläne als „Falschmeldung“ bezeichnet und so dementiert. Begründung seinerzeit: Es gibt ausreichend Fakultäten in NRW. Es werde keine neue Fakultät in NRW geben, betonte das Wissenschaftsministerium noch im März 2017.

    Nicht nur in Siegen gibt man nun Gas. Die neue, sich noch in der Gründung befindende schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf scheint zu noch mehr entschlossen: die jahrelangen Pläne für eine neue Medizinische Fakultät in Bielefeld sollen verwirklicht werden. Die künftige Landesregierung in Nordrhein-Westfalen will offenbar 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um eine medizinische Fakultät an der Universität Bielefeld zu gründen. Dies kündeten der designierte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Andreas Pinkwart (FDP) nach der dritten Koalition-Verhandlungsrunde in Düsseldorf an. Nähere Einzelheiten wurden noch nicht bekannt.

    Seit Jahren kämpft u. a. der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. med. Theodor Windhorst, beharrlich um eine Medizinische Fakultät in Bielefeld. Durch einen „Klebeeffekt“ erhoffe sich die ostwestfälische Region mehr Ärztinnen und Ärzte für den ländlichen Raum. „Ärztemangel wird bereits an vielen Stellen sichtbar. Eine Arztausbildung aus der Region für die Region wird dagegen helfen“, erklärt Kammerpräsident Theodor Windhorst. An einer Erhöhung der Studienplatzzahlen für Humanmedizin in NRW führe kein Weg vorbei.