• Solinger Kliniken lehnen zweiminütige Abklärung ab

    Notfallversorgung
    09.Mai 2017
    Köln/Solingen
    mhe. Die Krankenhäuser in Solingen lehnen es ab, die seit dem 1. April geltende Zwei-Minuten-Abklärung zur Behandlung der Notfallpatienten anzuwenden. In gerademal zwei Minuten sollen Ärztinnen und Ärzte in der Notaufnahme erkennen, ob ein Patient so krank ist, dass er im Krankenhaus behandelt werden muss, oder ob er an einen niedergelassenen Arzt weiterverwiesen werden kann. Damit schließen sich das Städtische Klinikum Solingen und die St. Lukas Klinik in Solingen der Empfehlung des Marburger Bundes NRW-RLP an. Erster Vorsitzender Dr. med. Hans-Albert Gehle hatte zuvor die Vorgabe als unethisch und nicht umsetzbar bezeichnet. Gehle warnte zuvor ausdrücklich vor möglichen schweren gesundheitlichen Folgen für Patienten und vor rechtliche Folgen für Klinikärzte.

    Die Solinger Kliniken kritisieren ferner, dass die zweiminütige Abklärung nur noch mit 4,74 Euro vergütet wird. „Die Notfallversorgung ist schon vor dem 1. April unterfinanziert“, kritisiert Barbara Matthies, Geschäftsführerin des Klinikums. „Im Schnitt kostet die Versorgung eines Notfall-Patienten 126 Euro, vergütet wurden uns von den Krankenkassen nur 32 Euro.“ Nach der Honorarreform soll es für die Grunduntersuchung jetzt sogar nur noch 12,64 Euro geben.

    „Das ist extrem unbefriedigend“, bemängelte Gregor Hellmons, Geschäftsfürer der Kplus Gruppe, zu der die St. Lukas Klinik gehört. „Es entsteht ein juristisches Problem, wenn ein Arzt in zwei Minuten etwas Lebensgefährliches übersehen würde.“ Zwei Minuten sind zu wenig, um etwa zu erkennen, ob sich hinter einem Brustschmerz ein Herzinfarkt verbirgt.

    Im Vorjahr kamen 45.000 Patienten in die Notaufnahme des Städtischen Klinikums Solingen und 22.000 Patienten suchten die Notfallambulanz St. Lukas Klinik auf. „Höchstens fünf Prozent sind Bagatellen, die nicht ins Krankenhaus gehören“, erklärt Dr. Patric Tralls, der Chefarzt der Zentralen Notfallambulanz (ZNA) im Städtischen Klinikum Solingen. Ein Drittel komme mit Luftnot, Brust- oder Bauchschmerzen, ein Drittel seien Unfälle, ein weiteres Drittel habe unklare Beschwerden. Fazit: Die Notfallambulanz werde nicht missbraucht, um die Wartezeit in der Praxis zu umgehen, bilanziert Dr. Patric Tralls.