„Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Und zwar nicht nur im hausärztlichen Bereich, sondern auch in der fachärztlichen Grundversorgung.“ Der Blick auf die demografische Entwicklung im fachärztlichen Bereich kommt aber leider immer noch zu kurz.
Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten wird weiter steigen.
„Die Entwicklung in der Arztstatistik insgesamt ist bedenklich. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um eine flächendeckende Versorgung aufrechtzuhalten“, warnt Dr. med. Günther Matheis.
Insgesamt ist die Zahl der registrierten Ärztinnen und Ärzte im Vergleich zum Vorjahr zwar um 1,9 Prozent gestiegen. Doch mehr Ärzte und Ärztinnen und zugleich Ärztemangel schließen sich nicht aus. „Das ist vielmehr eine natürliche Folge gesellschaftlicher Veränderungen, betont der Kammer-Präsident.
Erhöhter Anteil von Teilzeit
Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten ist in den vergangenen Jahren gewachsen und wird auch weiter steigen. Das gilt sowohl für das Krankenhaus als für den ambulanten Bereich. Doch das Arbeitsvolumen pro Arzt oder Ärztin ist gesunken. Die Gründe hierfür: der erhöhte Anteil von Teilzeitstellen und der Trend zur Arbeitszeitverkürzung. Schätzungen zufolge werden inzwischen mindestens 1,6 Ärztinnen und Ärzte benötigt, um eine ausscheidende Ärztin oder Arzt zu ersetzen.
Zahl der Kammermitglieder stieg um 6.432 in 20 Jahren
„Wir brauchen daher dringend mehr Köpfe im Versorgungssystem. Eine Erhöhung der Anzahl der Medizinstudienplätze ist deshalb sehr wichtig und unverzichtbar“, fordert Matheis.
Zur Statistik: Im Jahr 2020 sind insgesamt 22.601 Ärztinnen und Ärzte bei der Landesärztekammer registriert; von ihnen sind 19.019 berufstätig. Im ambulanten Bereich arbeiten laut Statistik 7.636 Ärztinnen und Ärzte. Im Krankenhaus sind es 9.007 Ärztinnen und Ärzte. Vor 20 Jahren waren 16.169 Ärztinnen und Ärzte bei der Landesärztekammer gemeldet; 13.444 von ihnen waren damals berufstätig. Von ihnen arbeiteten 6.126 im ambulanten Bereich und 5.940 im Krankenhaus.
Die Arztzahl-Statistik der Landesärztekammer zeigt klar: Der Anteil der Jungen sinkt weiter. Im vergangenen Jahr gab es in der Altersgruppe 35 bis 39 Jahre landesweit 2.209 berufstätige Ärztinnen und Ärzte. Im Vergleich zu 2000 (2.443) ist deren Anteil deutlich gesunken.
Schaut man in dieser Altersgruppe in den ambulanten Bereich, so fällt der Rückgang noch stärker aus: 2020 gab es bei den 35- bis 39-Jährigen 449 ambulant arbeitende Ärztinnen und Ärzte; 2000 waren es noch 811.
Anteil von Ärztinnen steigt weiter
Die Zahl der Klinikärztinnen und -ärzte, die bis 39 Jahre alt sind, stieg seit 2000 von 3.361 auf jetzt 4.277. Doch in den Kliniken verzeichnet sich ein starker Anstieg der Ärztinnen und Ärzte, die 50 Jahre und älter sind. Ihre Zahl stieg von 1.032 (2000) auf 2.820 (2020) und hat sich somit mehr als verdoppelt.
Ein weiterer Blick in die Statistik zeigt, dass 43 Prozent der rheinland-pfälzischen Landesärztekammer-Mitglieder weiblich sind. Im vergangenen Jahr sind bei der Landesärztekammer 9.827 Ärztinnen registriert gewesen; von ihnen sind 8.412 berufstätig. Damit ist der Anteil der berufstätigen Ärztinnen im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent gestiegen. Der größte Teil der Ärztinnen arbeitet nach wie vor im stationären Bereich.
In der Statistik ist auch erkennbar, wie viele Ärztinnen und Ärzte Rheinland-Pfalz verlassen haben: 63 Ärztinnen und Ärzte aus Rheinland-Pfalz sind im vergangenen Jahr ins Ausland ausgewandert. Die meisten von ihnen gingen in die Schweiz und nach Luxemburg. Weiter gestiegen ist der Anteil der ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz. Waren es 2000 noch 799 ausländische Ärztinnen und Ärzte, so arbeiteten im vorigen Jahr bereits 2.746 ausländische Ärztinnen und Ärzte im Land. Das sind fast 3,5mal so viele wie vor 20 Jahren. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien, Rumänien, der Russischen Föderation und Ungarn.